Zehntausende bei Berliner Demo erwartet: Neue Energie für AKW-Gegner

50.000 Demonstranten werden zur Berliner Großdemo am Samstag erwartet. Aufgerufen hat ein breites Bündnis aus Anti-Atom-Initiativen, Umweltschützern, DGB und Kirchen

Zeitgemäßer Kopfschmuck, sicher auch am Samstag in Berlin-Mitte schwer en vogue

Es soll ein mächtiges Zeichen werden: Unter dem Eindruck der Atomkatastrophe in Japan wollen am Samstag zehntausende Atomkraftgegner am Potsdamer Platz für einen sofortigen Atomausstieg demonstrieren. Gleichzeitig sollen auch in Hamburg, Köln und München Großdemonstrationen stattfinden. Die gemeinsame Botschaft: alle deutschen AKWs stilllegen.

"Jetzt ist die Möglichkeit für den Ausstieg", sagte Uwe Hiksch von den Naturfreunden am Donnerstag auf einer Pressekonferenz des Antiatombündnisses. "Eine Rückkehr zu rot-grünen Ausstiegsszenarien ist nicht mehr möglich, wir fordern die Abschaltung aller AKWs", so Hiksch. Sollte die Regierung nach dem dreimonatigem Moratorium die Reaktoren wieder ans Netz nehmen, wolle man gegen jedes einzelne AKW kämpfen. Mit einer Volksinitiative will das Bündnis versuchen, den Kampf zu europäisieren und eine Million Unterschriften für nachhaltige Energiepolitik zu sammeln.

Nach dem Unglück in Japan war die Demo in eineinhalb Wochen aus dem Boden gestampft worden. Es sei kaum abzuschätzen, wie viele Demonstranten tatsächlich kommen, sagte Hiksch. Er habe 50.000 Teilnehmer angemeldet. Die Polizei erwarte sogar noch mehr und "geht davon aus, dass der Potsdamer Platz zu klein ist". Dort soll der Protestzug beginnen. Beamte hätten ihm geraten, die Aufhebung der Bannmeile um den Bundesrat am benachbarten Leipziger Platz zu beantragen. Ab 11 Uhr wollen sich die Atomkraftgegner sammeln, um 12 Uhr soll der Demozug über das Reichpietschufer und den großen Stern auf die Straße des 17. Juni ziehen. Dabei wird auch die CDU-Zentrale passiert. Vier Musiktrucks werden die Demonstranten begleiten, darunter einer der Anti-AKW-Partyfraktion "Atomkraft wegbassen". Auf der Abschlusskundgebung um 14 Uhr sollen nach einer Schweigeminute für die Opfer in Japan unter anderem DGB-Chef Michael Sommer, der BUND-Bundesvorsitzende Hubert Weiger und die Band Wir sind Helden auftreten.

Neben dem DGB, den Naturschutzverbänden und Antiatominitiativen rufen Globalisierungskritiker, Friedensinitiativen und Kirchen zur Großdemo auf. Auch SPD, Grüne und Linkspartei wollen sich mit Spitzenpersonal beteiligen. Busse werden aus Weimar, Dresden, Jena oder Göttingen anreisen.

Auch radikale Atomkraftgegner wollen sich mit einem eigenen Block beteiligen. "Wir wollen keine Wahlkampfhelfer sein, sondern eine sofortige Abschaltung aller Atomanlagen, nicht nur der AKWs", so ein Vertreter des Berliner Anti Atom Plenums. Nicht erst seit Japan sei bekannt, dass Atomkraft "ein unkontrollierbarer Wahnsinn" sei. "Deshalb kann es keine aufgeweichten Kompromisse geben, sondern nur einen Komplettausstieg", so der Aktivist.

Seit dem atomaren Unfall in Fukushima versammelten sich in den letzten zwei Wochen immer wieder Atomkraftgegner zu Mahnwachen und kleineren Demonstrationen. Eine Antiatom-Großdemo gab es zuletzt im September 2010: Rund 100.000 Menschen umzingelten damals das Regierungsviertel.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.