Cem Özdemir zum Discount-Ticket: "Auf dem Ticket stand kein Preis"

Hat auch der Grünen-Chef Gefälligkeiten vom Unternehmer Manfred Schmidt angenommen? Cem Özdemir über verbilligte Tickets und außergewöhnliche Fußballspiele.

Entspannt beim Fußballspiel oder auf der Delegiertenkonferenz: Cem Özdemir. Bild: dapd

taz: Herr Özdemir, kannten Sie den Eventmanager Manfred Schmidt, bevor er Sie zu einem Fußballspiel im Sommer 2011 einlud?

Cem Özdemir: Ja, ich kannte Herrn Schmidt von Veranstaltungen, die er organisiert hat. Manfred Schmidts Firma hatte mich zu so genannten Media-Nights eingeladen – das waren Treffen, an denen zahlreiche Politiker, Unternehmer, Journalisten und Kulturschaffende teilnahmen.

Sie sind hingegangen?

Seitdem ich Parteivorsitzender der Grünen bin, also seit November 2008, war ich bei einigen Veranstaltungen, die Manfred Schmidt organisiert hatte.

Wie kam es zu der Einladung zu einem Fußballspiel in Barcelona?

, geboren 1965 in Bad Urach, ist Erzieher und Sozialpädagoge. Seit November 2008 ist er gemeinsam mit Claudia Roth Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen.

Ich hatte schon seit langem eine Einladung der Grünen Kataloniens und Spaniens. Sie hatten mich gebeten, dort eine gemeinsame Veranstaltung mit ihnen zu machen, was lange nicht klappte. Ohnehin war ein Treffen lange geplant, warum sollte ich es dann nicht zu einem Zeitpunkt machen, der den katalanischen Parteifreunden sehr gut gepasst hat und bei dem es auch möglich war, abends dann bei diesem außergewöhnlichen Fußballspiel dabei zu sein, das ja jedesmal die gesamte spanische Nation in Wallung versetzt? Der Termin mit den Grünen in Barcelona ist in meinem Veranstaltungskalender im Internet auch dokumentiert und wurde der Presse vorher angekündigt, ich gab damals Interviews und eine Pressekonferenz. Herr Schmidt hatte mir für das Fußballspiel am Abend eine Karte angeboten.

Wollte er Ihnen den Eintritt bezahlen?

Das kann sein, aber ich habe von Anfang an darauf bestanden, das Ticket selbst zu bezahlen. Ebenso bestand ich darauf, eine Rechnung zu bekommen und das Geld zu überweisen, damit auch alles dokumentiert ist. Wenn jetzt Medien behaupten, das Ticket habe Schmidt mehr gekostet, als er mir in Rechnung stellte, wusste ich das nicht.

Sie überwiesen ihm 119 Euro, für einen VIP-Platz bei einem Top-Spiel ist sehr günstig. Warum wurden Sie nicht misstrauisch?

Ich schaffe es leider nicht oft, Fussball live im Stadion zu verfolgen. Das letzte Mal, dass ich einem Fussballspiel beiwohnte, war im September und das war in der Fankurve des VFB Stuttgart. Vielleicht bin nicht ganz auf dem Laufenden, was andere Tickets kosten. Aber: Auf dem Ticket selbst stand kein Preis, er war also nicht zu erkennen. Die Angaben auf der mir ausgestellten Rechnung habe ich deshalb auch nicht bezweifelt.

Sie sind 2002 zurückgetreten, weil sie dienstliche Bonusmeilen unzulässig genutzt hatten. Was werden Sie jetzt tun?

Ich lasse die Summe gerade nachprüfen. Wenn sich herausstellt, dass Herr Schmidt mir nicht den tatsächlichen Preis in Rechnung stellen ließ, werde ich die Differenz selbstverständlich begleichen.

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