Kolumne Besser: Besser Bettina Wulff als Judith Butler

Google hat für alle Suchbgeriffe die passenden Ergänzungen parat – für Hitler, Shakespeare oder Trittin. Nur nicht für Judith Butler.

Bettina Wulf, Adorno-Preisträgerin der Herzen. Bild: dpa

Wer im deutschsprachigen Google nach Bettina Wulff sucht, bekommt unter anderem folgende ergänzende Suchwörter angeboten: „Prostituierte“, „Escort“, „Artemis“, „Vorleben“ und „Rotlicht Vergangenheit“. Das ist nicht nett, und dagegen klagt Bettina Wulff nun. Allen Grund sich zu beschweren hätte auch ihr Mann, liefert doch Google zu ihm Begriffe wie „Ehrensold“, „Brille“, „abgenommen“ und „gealtert“. Das ist ebenfalls nicht nett, aber auch nicht justiziabel.

Google listet bei der Autovervollständigung nur solche Begriffe auf, die die Nutzer häufig eingeben, behauptet der Konzern. Ganz stimmt das nicht – Google klammert illegale Downloadseiten aus, listet gerne eigene Dienste auf und schweigt zu nicht so seltenen Suchwörtern wie „Muschis“, „Schwänze“ und „ficken“. In der Regel aber dürften die Ergänzungen tatsächlich von den Nutzern stammen. Was aber wollen die wissen? Und was sagt uns das?

Beim Suchwort Adolf Hitler beispielsweise finden sich die Begriffe „Mein Kampf“, „Mein Kampf pdf“ und „Unser Führer“. Daraus lässt sich schlussfolgern: Hitler ist bei Nazis weiterhin beliebt. Und pdf-Dateien sind gefragter als Texte in html. Dafür fehlt eine andere Ergänzung: „lebt“. Auch mit dem Tod von Elvis Presley und Jesus Christus haben sich die User abgefunden. Nur beim – frei nach Judith Butler – deskriptiv bedeutendsten Antiimperialisten der jüngeren Zeitgeschichte, bei Osama bin Laden, besteht offenbar Hoffnung, dass er noch am Leben sein ist. (Gewissheit könnte hier der Dienst Google Cave View schaffen, aber der ist ja noch nicht online.)

Trittin? WTF?

Zwei weitere Begriffe der Hitler-Suche lauten „Zitate“ und „Witze“. Witze sind oft gefragt, so auch im Zusammenhang mit Erich Honecker, George W. Bush oder Wolfgang Schäuble. Aber über die Witzesuche wollen wir keine Witze machen; schließlich sind wir in Deutschland und müssen uns damit zufrieden geben, wenn einer auch nur zu so was anhebt: „Obama, Merkel und Hitler sitzen auf dem Klo ….“

Noch häufiger ist die Ergänzung „Zitate“ – ob von Shakespeare, Goethe oder Mohammed, das schnelle ergoogelte Zitat ist begehrt. Doch das Jammern darüber überlassen wir Oberstudienräten, deren sauer erarbeitete, aber aus kaum mehr als ein paar Dutzend Zitaten bestehende Allgemeinbildung durchs Internet zur Grabbelware geworden ist. Und wir überlassen die Wehklage über den Verfall der Kultur Journalisten, die früher zu den stets griffbereiten Zitatwälzern griffen, um Zeilen wie „Es ist was faul im Staate Niedersachsen“ zu texten und nun beleidigt sind, weil sich heute jeder Metzgermeister desselben Shakespeare-Fundus bedienen kann.

Merkwürdig ist hingegen, dass Google auch den Namen Jürgen Trittin um den Begriff „Zitate“ ergänzt. Wer aber schert sich um Zitate von Trittin? Und wozu? Arme Schlucker, die sich für den kausalen Zusammenhang zwischen Dosenpfand und Hartz IV interessieren?

Egal. Wer jedenfalls nach mir sucht – ausnahmsweise sei in dieser Kolumne das Wort Ich erlaubt –, bekommt neben Wörtern, gegen die ich nichts einzuwenden habe („schwul“, „Israel“, „Olympia“), auch den Nickname eines Wikipedia-Autoren angeboten. Deshalb sei klargestellt: Fr%C3%B6hlicher_T%C3%BCrke:Das bin nicht ich.

Das Wort „schwul“ liefert Google auch bei der Suche zum liebenswerten Kollegen Jan Feddersen, auch Peter Altmaier kommt vor, nicht jedoch Judith Butler. Das ist schade, hat Feddersen doch schon vor zwei Jahren fast alles Wissenswerte über diese schlechte Autorin, friedliche Israelfresserin und künftige Adorno-Preisträgerin gesagt: „Diva ohne Glamour“.

Besser: Der Adorno-Preis geht an Bettina Wulff. Und ich mache Urlaub. Tschüss.

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Von Juli 2007 bis April 2015 bei der taz. Autor und Besonderer Redakteur für Aufgaben (Sonderprojekte, Seite Eins u.a.). Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik 2011. „Journalist des Jahres“ (Sonderpreis) 2014 mit „Hate Poetry“. Autor des Buches „Taksim ist überall“ (Edition Nautilus, 2014). Wechselte danach zur Tageszeitung Die Welt.

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