Bundesliga-Abstiegskampf: Sieger im traurigen Trio

Die Stimmungslage im Tabellenkeller könnte kaum unterschiedlicher sein. Fürth hat sich schon aufgegeben, Hoffenheim wird nervöser, und Augsburg bläst zum Angriff.

Wolfgang Hesl, Torwart von Greuther Fürth, dort, wo seine Mannschaft ist: am Boden Bild: dapd

Fürth: Zwei Spieltage sind absolviert in dieser Rückrunde, und bis zum Ende der Spielzeit sind noch 45 Punkte zu vergeben, doch Mike Büskens will sich nicht in Durchhalteparolen üben. Nach der deutlichen 0:3-Pleite gegen den FSV Mainz 05 fabulierte der Trainer also nichts in der Tonlage von „nicht aufgeben, solange rechnerisch noch alles möglich ist“ oder „die Chancen zukünftig besser nutzen“, sondern hauchte auf die Frage, ob dies die schlimmste Situation seiner Karriere sei, ein schüchternes „Ja“.

Fatalistisch fügte der Coach des Tabellenschlusslichts, das seit 17 Spieltagen auf einen Sieg wartet, hinzu: „Das Schlimme ist, dass wir hier in Fürth über zweieinhalb Jahre wahnsinnig viel Energie in dieses Projekt investiert haben, um Bundesliga zu erleben. Und es ist schade, dass wir das jetzt ein Stück weit aufs Spiel setzen.“

Viel mehr gab es nach diesem tristen Fürther Samstag auch nicht zu sagen, hatte man doch gegen ebenjenes Team verloren, gegen das in der Hinserie der bislang einzige Bundesligaerfolg (0:1) geglückt war. Das Spiel sollte also eine vergleichsweise günstige Möglichkeit bieten, um das magere Punktekonto aufzustocken, doch es wurde ein weiterer Beweis dafür, dass dem ewigen Zweitligisten die Bundesligastiefel einige Nummern zu groß sind. Der wie immer engagiert auftretenden Fürther Mannschaft fehlen ganz einfach die Mittel, um vor des Gegners Tor Durchschlagskraft zu entwickeln (11 Saisontore) und hinten nichts anbrennen zu lassen (33 Gegentreffer).

Die einzig positive Nachricht ist die Ruhe im Verein. Wo anderswo schon drei Trainer verbrannt worden wären, sind sie in Fürth mit der weisen Erkenntnis ausgestattet, dass nicht der Trainer, sondern die Qualität des Kaders für die aussichtslose Situation verantwortlich ist.

Hoffenheim: Bei der TSG haben sie mit Markus Babbel und Frank Kramer in dieser Spielzeit bereits zwei Trainer verschlissen, und ob Marco Kurz, seit Januar im Amt, bis zum Mai durchhalten wird, gilt nicht als ausgemacht. Mit der 1:2-Niederlage in Frankfurt stürzte der Traditionsklub von 1899 erstmals auf einen direkten Abstiegsplatz.

Doch anders als in Fürth greifen hier die altbekannten Weisheiten: „Es wäre Quatsch, jetzt aufzugeben. Wir wissen, dass es sauschwer wird. Aber wir schaffen das“, gab der Trainer als Parole aus. Und auch der Klassiker aus der Phrasenmottenkiste fehlte nicht: „Die Argumentation ist natürlich immer schwer, wenn man keine Punkte hat und hinten drin steht. Deshalb müssen wir einfach auch die Ergebnisse liefern.“

Teil eins der Aussage trifft im besonderen Maße zu, schließlich tritt die TSG mit einem Kader und finanziellen Möglichkeiten an, um die sie alle Konkurrenten um den Ligaverbleib beneiden. Teil zwei der Kurz’schen Ausführung hat dagegen so seine Tücken. Den letzten Sieg errang die Mannschaft am zehnten Spieltag, seitdem konnten gerade einmal zwei magere Pünktchen errungen werden.

Und die Nervosität steigt: Während man allein vergangene Woche drei neue Spieler verpflichtete, wurde Verteidiger Marvin Compper hinauskomplimentiert, nachdem er seine Lustlosigkeit verkündete, weiterhin in Hoffenheim zu spielen. Genutzt hat es nichts, was auch an Torhüter Tim Wiese liegt, der bei einem Eckball, der zum entscheidenden Gegentreffer führte, durch seinen Fünfer irrte und langsam zur Symbolfigur des Hoffenheimer Niedergangs wird.

Augsburg: Auf der Siegesseite im Trio der Abgeschlagenen fühlt man sich dagegen in Augsburg. „In der Winterpause haben uns viele abgeschrieben. Die haben alle einen Fehler gemacht“, sagte Trainer Markus Weinzierl nach dem 0:0 gegen Schalke und haderte gar damit, dass es nicht zum zweiten Sieg nacheinander reichte: „Wir haben die erste Halbzeit dominiert, hatten die besseren Chancen und trauern den zwei verlorenen Punkten schon nach.“ Tatsächlich verhinderten vor allem ein starker Timo Hildebrand im Schalker Tor und der Pfosten, der Sascha Mölders bei der besten Chance des Spiels im Wege stand, den erneuten Erfolg.

Trotz der Nullnummer spielt Augsburg seit der Winterpause frecher nach vorne, auch ein Verdienst des von Sunderland ausgeliehenen Südkoreaners Dong-Won Ji, der mit einem Nationalmannschaftskollegen Ja-Cheol Koo schon ordentlich harmoniert. Der Sprung auf den Relegationsplatz 16 könnte in Schwaben schon als Erfolg gelten, doch die spielerische Sicherheit, mit der der FCA im Moment auftritt, lässt verstohlene Blicke auf den noch immer acht Punkte entfernten Rang 15 nicht mehr aussichtslos erscheinen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.