Kommentar Russland und NGOs: Feinde des russischen Staates

Organisationen der Zivilgesellschaft sollen in Russland diskreditiert und eingeschüchtert werden. Sie sind für den Kreml Feinde – und verdienen keinen Respekt.

Die Büros zweier deutscher Parteistiftungen in Moskau und St. Petersburg bekommen unangemeldeten Besuch von Vertretern der russischen Staatsanwaltschaft, und schon ist die Aufregung groß. Dabei hätte man diesen Gang der Dinge bereits in der vergangenen Woche erahnen können, als hunderte von russischen Nichtregierungsorganisationen Durchsuchungen, flankiert von den üblichen dümmlichen und abstrusen Begründungen, über sich ergehen lassen mussten.

Worum es bei dieser konzertierten Aktion geht, ist einigermaßen klar: Organisationen der Zivilgesellschaft sollen in der Öffentlichkeit diskreditiert, eingeschüchtert und in ihrer Arbeit möglichst effizient behindert beziehungsweise ganz zum Schweigen gebracht werden.

Genau das ist ja auch das erklärte Ziel des Gesetzes über aus dem Ausland finanzierte Nichtregierungsorganisationen vom vergangenen Juli, das diese als ausländische Agenten abstempelt. Und diese Agenten haben nichts anderes zu tun, als mit ihrer subversiven Tätigkeit die gelenkte Demokratie von Staatspräsident Wladimit Putin zu unterminieren.

Wer daher jetzt, wie Vertreter der Bundesregierung, Respekt und eine faire Behandlung von NGOs einfordert, verkennt die Sachlage: Nichtregierungsorganisationen sind für den Kreml Feinde des russischen Staates. Und Feinde verdienen keinen Respekt und keine Fairness.

Genau aus diesem Grund dürften die jüngsten Unmutsbekundungen westlicher Politiker Putin nicht sonderlich beeindrucken. Er weiß um die Bedeutung seines Landes, nicht zuletzt als gefragter Handelspartner. So gesehen sind Befürchtungen von Menschenrechtlern, die Razzien könnten erst der Auftakt zu weitaus härteren Repressionen gegen sie sein, leider alles andere als unbegründet.

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Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.

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