Streit in Jüdischer Gemeinde Berlin: Schwierige Hypothek

Eine Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde endete mit Polizeieinsatz und Anzeigen. Finanzprobleme werden überbrückt.

Unter Beschuss: der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Berlin, Gideon Joffe. Bild: dpa

Mit Gewalt wollten am Donnerstagabend einige Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Berlin offenbar die dort ausgebrochenen Konflikte austragen. Die Polizei musste anrücken, um körperliche Auseinandersetzungen bei der Repräsentantenversammlung (RV) zu schlichten.

Seit Monaten herrscht unter den 21 gewählten RV-Mitgliedern Streit darüber, wie der Vorstand mit den großen Finanzproblemen der Gemeinde umgeht. Die hat wegen überhöhter Rentenzahlungen vier Millionen Euro Schulden beim Senat. Im Januar hatten Gegner des amtierenden Vorstands Gideon Joffe deshalb eine Unterschriftensammlung für dessen Abwahl gestartet.

Nun eskalierte die Lage, nachdem der Senat mitgeteilt hat, seine Zahlungen an die Gemeinde – jährlich etwa 18 Millionen Euro – zunächst einzustellen. Grund ist laut Kulturverwaltung ein lückenhafter Wirtschafts- und der fehlende Stellenplan. Der Gemeindevorsitzende Joffe hatte daraufhin angekündigt, dass die Mai-Gehälter der Gemeindemitarbeiter und Rechnungen für Dienstleister wohl nur verspätet bezahlt werden könnten.

Auf der Repräsentantenversammlung dann habe Joffe per Dringlichkeitsantrag plötzlich über die Beleihung eines Grundstücks abstimmen wollen, mit deren Erlös die ausstehenden Gehälter gezahlt werden sollten: „Niemand von der Opposition war darüber informiert“, sagt RV-Mitglied Sergey Lagodinsky. Fragen zum Grundstück und zur Höhe der Hypothek seien nicht beantwortet, Fragesteller aus den Reihen der Opposition von Joffe selbst körperlich abgedrängt worden: Nach der Abstimmung „brachen dann Tumulte los“, so Lagodinsky.

Umgekehrt die Darstellung des Vorstands auf der offiziellen Webseite der Gemeinde: Vertreter der Opposition hätten Repräsentanten attackiert, die für die Beleihung des Grundstücks gestimmt hatten, heißt es da.

Am Ende war der Antrag angenommen – mit dem die Geldprobleme auch laut Vorstand selbst nur überbrückt, aber nicht gelöst werden können – , die Polizei nahm sieben Anzeigen wegen Körperverletzung und Beleidigung auf, und die Gräben durch Deutschlands größte Jüdische Gemeinde dürften um einiges tiefer geworden sein. (AKW/EPD)

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.