Präsidentschaftswahl in Mali: Katerstimmung beim Wahlsieger

Mit 39 Prozent liegt Expremierminister IBK zwar weit vorn, aber er muss in die Stichwahl. Der Verlierer Soumaila Cissé wittert eine zweite Chance. Gewählt wird nun am 11. August. Oder später

Ein IBK-Anhänger in Bamako. Bild: AP

BAMAKO taz | Moussa Dicko hat Falten auf der Stirn. Er steht neben seiner kleinen Bude und verkauft im Zentrum von Malis Hauptstadt Bamako Telefonkarten und anderen Kleinkram. Auf der grünen Metalltür klebt ein Plakat. Auf dem lächelt Ibrahim Boubacar Keïta gutmütig und sieht dabei so aus wie ein ruhiger Großvater, der seinen Enkeln fast alles verzeiht.

Wäre es nach Moussa gegangen, dann wäre IBK, wie der ehemalige Premierminister überall nur genannt wird, seit heute Vormittag der neue Präsident von Mali. „Das ist er etwa nicht geworden?“, fragt Dicko und schaut den 68-Jährigen groß an.

Wie viele andere Anhänger war auch er überzeugt gewesen, dass IBK es in der ersten Runde schafft. Am Dienstag, als das Ministerium für territoriale Angelegenheiten die ersten Tendenzen der Wahl vom vergangenen Sonntag verkündet hatte, hatte alles nach einem schnellen Sieg für den einstigen Premierminister ausgesehen. Damals lehnte sich der zuständige Minister, ein Armeeoberst, weit aus dem Fenster und kündigte an, dass vermutlich nicht einmal mehr eine Stichwahl nötig wäre.

Doch bestätigt hat sich das nicht, im Gegenteil: 39,24 Prozent der Malier haben letztendlich für IBK gestimmt, und damit liegt er weit von der 50-Prozent-Marke entfernt.

"Für immer IBK" rufen die Frauen

In seinem Wahlkampfbüro herrscht deshalb Kater-Stimmung. Keine Musik, kein Jubel, stattdessen wütende Anhänger, ein paar Frauen, die rufen: „Für immer IBK“ und Erklärungen abgeben. Ganz laut wollen sie es noch nicht sagen, aber immer wieder klinkt der Vorwurf durch: Die Wahlergebnisse seien manipuliert worden. Die Stichwahl findet nur statt, weil "man" es von oben so wolle.

Dabei habe IBK doch eigentlich schon jetzt gewonnen. Das findet auch Alassane Konaté, der sich selbst großer IBK-Unterstützer nennt, heute aber vorsichtshalber kein IBK-T-Shirt trägt. „Dann gewinnen wir eben in der zweiten Runde“, sagt er trotzig. Hinter ihm schimpfen ein paar Frauen noch immer.

"Eine gute Chance", heißt es bei Cissé

Grund zur Freude haben stattdessen die Anhänger des Zweitplatzierten Soumaïla Cissé. Er hat zwar nur 19,44 Prozent der Stimmen geholt, doch für die Stichwahl reicht es. Das war im Vorfeld das erklärte Ziel des Kandidaten gewesen. Denn jetzt hofft er auf die Unterstützung all jener Wähler, die am 28. Juli für die übrigen 25 Kandidaten gestimmt hatten. Die haben teilweise schon zugesagt, ihre Anhänger für Soumaïla Cissé mobilisieren zu wollen.

Fily Dembele, der mit anderen Anhängern von Cissé zusammen steht, ist sicher, dass das gelingt. „Das ist jetzt eine gute Chance für unsere Demokratie“, sagt er und klingt dabei sehr diplomatisch. So wird es auch von politischen Beobachtern gewertet. Ein schneller Wahlsieg in der ersten Runde mit knapper Mehrheit hätte Raum für viele Spekulationen gelassen.

Die Stichwahl ist nun für den 11. August geplant. Unbestätigten Informationen zufolge könnte sie aber auch um zwei Wochen nach hinten verschoben werden.

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