Fanatische Mönche in Birma: Punks verteidigen Buddhas Lehren

Radikale, buddhistische Mönche in Birma hetzen gegen Muslime. Viele sehen tatenlos zu. Nur einige Punkrocker wagen dagegen zu protestieren.

Punks in der Hafenmetropole Rangun im überwiegend buddhistischen Birma. Bild: reuters

RANGUN ap | Birmas Punkrocker beweisen Mut. Es ist nicht der Mut, sich die Haare pink zu färben oder Totenköpfe tätowieren zu lassen. Es geht um den Mut zum Protest, während andere lieber schweigen. Die Musiker, während der jahrzehntelangen Militärdiktatur in dem südostasiatischen Land selbst Außenseiter, prangern die Gewalt gegen Muslime an. Ihr Protest richtet sich gegen buddhistische Mönche, die diese Gewalt schüren.

„Wären sie richtige Mönche, würde ich gar nichts sagen, aber das sind sie nicht“, sagt Kyaw Kyaw, Sänger der Band Rebel Riot, während der Schlagzeuger den nächsten Song gegen religiöse Heuchelei anzählt. „Sie sind Nationalisten, Faschisten. Keiner will es hören, doch das ist die Wahrheit.“

Birma ist im Umbruch, seit 2011 nach fast fünf Jahrzehnten Militärherrschaft eine zivile Regierung an die Macht kam. Sie leitete Reformen ein, entließ Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi aus dem Hausarrest und ermöglichte freie Meinungsäußerung.

Dies gab auch Mönchen wie Wirathu von der radikalen Bewegung „969“ eine Stimme. Er heizt die antimuslimische Stimmung an, propagiert den Boykott muslimischer Geschäfte und wendet sich gegen Ehen buddhistischer Frauen mit Muslimen.

Feindbild Islam

Wirathu warnt, durch eine höhere Geburtenrate könnten die Muslime, deren Bevölkerungsanteil bisher vier Prozent beträgt, zur Mehrheit werden. In den letzten Monaten griffen buddhistische Mobs in manchen Regionen Muslime an und prügelten sie zu Tode.

Mönche gelten in Birma, wo der Buddhismus zur Identität gehört, als unangreifbar. Deshalb schweigen viele. Andere rechtfertigen die Übergriffe damit, Muslime seien eine Bedrohung für Birmas Kultur und Traditionen.

„Die Leute sollten sich die Lehren Buddhas anschauen und fragen, hat er das im Sinn gehabt?“, fragt Ye Ngwe Soe, der 27-jährige Frontmann von Birmas beliebtester Punkband No U Turn. Er schrieb den Song „Kriege der Menschen“, nachdem die Gewalt gegen die muslimische Bevölkerungsgruppe der Rohingya vom Bundesstaat Rakhine auf andere Gegenden übergriff.

Neben den Punks ergreifen nur wenige Mönche und Bürgerrechtler offen Partei gegen die religiös motivierte Gewalt. „Ich bin sicher, dass viele Birmesen dies für totalen Wahnsinn halten, doch sie wagen es nicht, das offen zu sagen“, meint der schwedische Birma-Experte und Journalist Bertil Lintner. „Sonst werden sie von diesen religiösen Fanatikern angegriffen.“

Oppositionsführerin Suu Kyi schweigt

Präsident Thein Sein verbot sogar eine Ausgabe des US-Magazins Time, das Wirathu als „Gesicht des buddhistischen Terrors“ auf dem Titel hatte. Sein sagte, er unterstütze die Bewegung „969“ und betrachte den extremistischen Mönch als „Sohn Buddhas“. Oppositionsführerin Suu Kyi schweigt. Sie fürchtet offenbar negative Folgen für ihren Wahlkampf 2015, sollte sie als antibuddhistisch wahrgenommen werden.

Nur die kleine Schar der Punkrocker spricht sich offen gegen die fanatischen Mönche aus. Schon während der Militärherrschaft, als sie nur in verlassenen Gebäuden oder privat auftreten konnten, nannten sie Machtmissbrauch beim Namen.

„Sie können uns festnehmen, das ist uns egal“, sagt Kyaw Kyaw, der 26-jährige Sohn eines Polizisten. „Darauf haben wir uns mental vorbereitet. Aber wir wollen unsere Meinung sagen.“

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