Kolumne Press-Schlag: Im falschen Flieger

Der Anfang einer großen Sponsorenprüfung? Die Deutsche Fußball-Liga rügt den FSV Frankfurt wegen dessen Deal mit Saudi Arabian Airline, kurz Saudia.

In diese Maschine darf nicht jeder einsteigen Bild: imago / Ralph Peters

Wer mit der saudischen Linie Saudia fliegt, der legt sein Schicksal in Gottes Schoß. Vorm Start ertönt angeblich die automatische Ansage: „Mein Gott, ich überlasse meine Angehörigen und meine Familie Deinen Händen.“ Gott ist wie immer allmächtig. An Bord der Saudia-Maschinen ist er allerdings nur für Muslime zuständig.

Christen haben im Fall eines Absturzes eher schlechte Karten. Israelis wiederum kommen beim Crash einer Saudia-Maschine nicht zu Schaden, denn sie dürfen gar nicht erst mitfliegen. Saudi-Arabien unterhält keine diplomatischen Beziehungen zu Israel, und der Chef der Airline, Khaled Al-Mulhem, sagt, Israelis dürften deswegen nicht einreisen ins Königreich des Abdullah ibn Abd al-Aziz.

Diese Praxis ist seit Langem bekannt. Geschäftlich befreundete Airlines wie Alitalia, Delta, Air France oder KLM sowie diverse Großflughäfen stören sich wenig daran. Auch im Nahen Osten kommt die Politik der Ausgrenzung israelischer Flugpassagiere gut an. Saudia hat im Beisein des ehemaligen britischen Premiers Tony Blair heuer den „Arabian Business Achievement Award“ in Dubai entgegen genommen. Der Service – frisch gepresster Guavensaft und Internet im Flugzeug – war einfach unschlagbar gut.

Nun wollte es der Zufall, dass die Saudis beim deutschen Zweitligisten FSV Frankfurt als Sponsor eingestiegen sind. Seitdem hat der Klub keine Ruhe mehr. Denn die Deutsche Fußball-Liga, also der Verwaltungsapparat des Profifußballs, ist eingeschritten. Würde es sich um Trikotwerbung handeln, sagte Liga-Präsident Reinhard Rauball der FAS, „hätte die DFL von ihrem Recht Gebrauch gemacht, das Vertragsverhältnis nicht zu genehmigen, da laut Statuten Trikotwerbung nicht gegen die allgemein im Sport gültigen Grundsätze von Ethik und Moral verstoßen darf“.

Ethik und Moral kennen keine Grenzen

Der FSV Frankfurt teilte umgehend mit, er sei sich nicht bewusst gewesen, dass Saudia „eine diskriminierende Haltung“ einnehme. Der Klub stehe für „politische Neutralität, Vielfalt und Toleranz und würde nie wissentlich eine solche Partnerschaft eingehen“, heißt es weiter. Offenbar wollen sie den Vertrag alsbald kündigen.

Gut gemacht, DFL, könnte man sagen, aber warum hat die Liga nicht schon früher mit der Aktion Sponsortest angefangen? Ethik und Moral kennen ja eigentlich keine Grenzen. Tritt Schalkes Sponsor Gazprom nicht als Staatenerpresser auf? Was ist mit Bremens Geldgeber Wiesenhof, der es in der Vergangenheit laut einem Bericht des ARD-Politmagazin „Report Mainz“ nicht so genau mit dem Tierschutz nahm? Und warum hat sich die DFL nicht schon vor Jahren gegen Nikes Sweatshops in Vietnam oder Indonesien aufgelehnt? Das Unternehmen rüstet derzeit sieben der 36 Bundesligisten aus.

Die Liste unethischen unternehmerischen Verhaltens ließe sich weiter fortführen, aber die DFL ist bestimmt bestens informiert. Die Supervisoren in Frankfurt am Main werden es schon richten. Von oben nach unten könnte der deutsche Fußball revolutioniert werden. Occupy Bundesliga!

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.