Ein Punk is dead: Iggys Halbbruder

Weder Kleinkunst noch Virtuosität. Nur bumms. Der Drummer der Stooges, Scott Asheton, ist am Samstag im Alter von 64 Jahren gestorben.

R.I.P. Mr. Rockhead: Scott Asheton. Bild: dpa

Am Anfang jaulte kurz die schmerzverzerrte Gitarre auf. Vernachlässigenswert, denn sie kam in seinem Fall vom eigenen Bruder, Ron Asheton. Scott, der jüngere der Asheton-Brüder, war bei „I wanna be your dog“, dem Signalsong der Stooges, mit seinem Vier-Viertel-Drumbeat so etwas wie der Karussellanschieber: keine Verzierungen, weder Wirbel noch Beckenschläge.

Weder Kleinkunst noch Virtuosität. Nur bumms. Scott Asheton blieb immer der Rhythmusknecht, blieb beim nackten Beat, trat kräftig in die Basstrommel, betätigte abwechselnd Snare und Hihat und schuf damit ein Markenzeichen, eine Art Blaupause für Punk – der kam aber erst viel später, 1976.

Als Ende der Sechziger Flowerpower am Verwelken war, traten die Stooges auf den Plan und zeigten den Hippies ihre Grenzen auf: vorne dran Stooges-Sänger Iggy Pop – taumelnd und zuckend. Dessen gestammelte Losungen sollten um die Welt gehen. Nicht zu vergessen: das durchgelegene Bett für Iggys Gnadenfickversion von Rock ’n’ Roll bildete erst Scott Ashetons rudimentäres Schlagzeug.

Kommerzielle Erfolge waren den Stooges damit zunächst nicht beschieden. Wie auch? Die Songs des Debütalbums entstanden an zwei Tagen im New Yorker Chelsea Hotel, kurz bevor sie aufgenommen wurden: Egal ob „I wanna be your dog“ oder „No Fun“, egal ob das von John Cale produzierte Debütalbum oder „Loose“ und „T.V. Eye“ vom noch böseren zweiten Album, der Stooges-Sound – Riffs und Drumbeat – blieb stumpf und appellierte an niedere Instinkte: ausspucken, nicht runterschlucken.

Natürlich würde es Iggy Pop sein, der später Karriere machen sollte, der als „Iggy and the Stooges“ berühmt und als Solointerpret berüchtigt wurde. Gegründet hat die Stooges aber Scott Asheton – zusammen mit seinem Bruder Ron und dem früh verstorbenen Bassisten Dave Alexander. Sie kamen als Band nicht besonders weit, bis sie ihren leguanhaften Sänger rekrutierten. Der hat sie dann später gefeuert und wieder angeheuert.

Nach den Exzessen

Wie wir wissen, hat Iggy die Drogenexzesse überlebt und es seinen Originalmusikern später doch noch gedankt: mit einer Reunion, zwei Alben, Tourneen fast in Originalbesetzung und dem Re-Enactement des brutal stumpfen, simplen, aber genialen Stooges-Sound. Etwas mehr als Heizdecken dürfte dabei für alle Beteiligten abgefallen sein.

Was bleibt nach so einem Leben? Warme Worte von Iggy Pop: „Er war wie mein Bruder.“ Ron Asheton, Scotts älterer Bruder, ist 2009 mit 60 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Am Samstag folgte ihm Scott Asheton. Er wurde 64.

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