HSV verliert gegen Wolfsburg: Eher Bochum als Bayern

Die Bundesligauhr in Hamburg droht stehenzubleiben. Der HSV zeigt gegen Wolfsburg Auflösungserscheinungen und taumelt Richtung 2. Bundesliga.

Man kann halt auch bald nicht mehr hingucken als HSV-Fan Bild: dpa

HAMBURG dpa | Nach dem 1:3 des Hamburger SV gegen den VfL Wolfsburg ist es zu Ausschreitungen vor der Imtech Arena gekommen. Nach Angaben der Polizei hatten etwa 70 Problemfans am Samstagabend versucht, die Geschäftsstelle des hanseatischen Fußball-Bundesligisten zu stürmen. „Aber wir konnten mit unseren Kräften dazwischengehen“, sagte ein Sprecher. Es seien auch Absperrgitter geflogen. „Es sieht aber danach aus, dass alles noch glimpflich abgelaufen ist und niemand verletzt wurde“, meinte er nach einer ersten Einschätzung. Laut Zeugen waren die meisten Angreifer vermummt.

Durch die Pleite gegen den VfL hat sich die Lage des HSV am Tabellenende dramatisch verschärft. Der Hamburger SV taumelt weiter in Richtung 2. Liga und zeigte gegen den VfL Wolfsburg geradezu Auflösungserscheinungen. Die Tore für die Gäste erzielten Ivan Perisic (2. Minute), Kevin de Bruyne (42.) und der ehemalige HSV-Profi Ivica Olic (49.), die Hanseaten kamen vor 56 279 Zuschauern in der fast ausverkauften Imtech Arena nur noch zum Ehrentreffer durch Ivo Ilicevic (58.). Mit der achten Heimniederlage der Saison stellte der HSV einen traurigen Vereinsrekord auf.

Beim Tabellenvierten aus Wolfsburg herrschte dagegen gute Stimmung. Der VfL ist nach dem 31. Spieltag bereits sicher in der Europa League, weil der FC Augsburg gegen Hertha BSC nicht über ein 0:0 hinaus kam.

Die Hamburger (27) übernachten zwar immer noch auf dem Relegationsplatz 16. Sie könnten aber am Sonntag vom 1. FC Nürnberg überholt werden.

Kaum einen Zweikampf gewonnen

„Wahnsinn! Die Niederlage tut richtig weh“, sagte HSV-Abwehrspieler Heiko Westermann im TV-Sender Sky. „Wenn man schon in der 2. Minute ein Tor bekommt, ist es schwierig zurückzukommen. Wir haben heute kaum einen Zweikampf gewonnen“, bilanzierte Hakan Calhanoglu, gab sich aber weiter kämpferisch: „Ich sage immer: Never give up!“ Hamburgs Sportchef Oliver Kreuzer machte das Verletzungspech für den neuerlichen Rückschlag verantwortlich: „Den Jungs kann man keinen Vorwurf machen. Sie haben gerackert bis zum Ende.“

Club-Idol Uwe Seeler hatte vorab in der Bild-Zeitung die Stimmungslage in der Hansestadt so beschrieben: „Eine Stadt zittert um den HSV und ich mittendrin.“ Und zu allem Überfluss ereilte den Club von Trainer Mirko Slomka wieder neues Verletzungspech.

Innenverteidiger Johan Djourou stand zwar auf dem Spielberichtsbogen, blieb aber kurzfristig mit Adduktorenproblemen in der Kabine. Somit wurde die Abwehr durcheinandergewirbelt. Der ebenfalls von Adduktorenproblemen geplagte Westermann, der eine Schmerztablette nahm, rückte in die Innenverteidigung und Petr Jiracek wurde dafür zurückgezogen. Robert Tesche kam im Mittelfeld recht unverhofft zu seinem Startelf-Debüt in dieser Saison.

De Bruyne stärkster Mann

Als sich die neu formierte HSV-Verteidigung in der zweiten Minute noch in der Findungsphase wähnte, war diese auch schon locker und leicht ausgehebelt. Ein Pass Luiz Gustavos in den Lauf des blitzschnellen Perisic – 0:1. Dabei stand auch Torhüter René Adler etwas unglücklich vor seinem Sechzehner. Adler, der Ersatzkapitän für den verletzten Rafael van der Vaart, zeigte dann aber in Halbzeit eins noch eine Glanztat (31.), als er gegen de Bruyne parierte.

Der belgische Star, der in Wolfsburg endlich so richtig angekommen scheint, war der stärkste Mann auf dem Feld und traf noch vor dem Pausenpfiff zum 2:0 (42.). Die HSV-Innenverteidigung war in dieser Szene wieder nicht im Bilde. Der emsige Olic leistete die Vorarbeit. Zur Pause gab es ein gellendes Pfeifkonzert für den HSV. Vier Minuten nach Wiederbeginn war mit Olic' 0:3 die Niederlage besiegelt.

Die Hanseaten zeigten zwar eine leicht verbesserte Einstellung als beim 1:2 zuletzt in Hannover, agierten aber noch fehlerhafter. Wolfsburg war spielerisch deutlich überlegen – wenngleich nicht so überzeugend wie bei der Halbfinaleniederlage im DFB-Pokal in Dortmund (0:2). VfL-Coach Dieter Hecking wechselte im Vergleich zur Partie am Dienstag zweimal: Der im Cup gesperrte Ricardo Rodriguez verdrängte Marcel Schäfer wieder auf die Bank. Im defensiven Mittelfeld vertrat Jan Polak Junior Malanda (Innenbandanriss). Bei den Wölfen ragte Gustavo heraus, der einmal am Pfosten scheiterte (73.). Für den HSV hatte zuvor der Kroate Ilicevic nach Doppelpass mit Tesche verkürzen können (58.).

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