Squatting Days: Auftakt der Besetzer

Das Hamburger Hausbesetzertreffen hat mit Ausschreitungen begonnen: Es gab fünf Festnahmen.

Mit Farbbeuteln, Böllern, Holzplatten beworfen: Polizisten vor dem kurzzeitig besetzten Haus in Altona. Bild: dpa

Die internationalen Squatting Days in Hamburg haben mit Militanz begonnen. Am Donnerstag besetzten mehr als 100 Menschen aus der Bauwagenszene eine brachliegende Fläche an der Schützenstraße in Bahrenfeld. Unter dem Motto „Her mit den schönen Plätzen – gegen Standortlogik und Vertreibung“ fuhren Bauwagen-Bewohner mit Lastern, Treckern und Anhängern auf das Gelände an der Schützenstraße Ecke Leverkusenstraße.

Bis Anfang 1998 beherbergte die Grünfläche schon einmal einen Bauwagenplatz, der im Stadtteil akzeptiert wurde. Doch der Schwarz-Schill-Senat ließ den Platz im Oktober 2002 räumen, weil dort angeblich Wohnungsbau geplant sei. Kritiker werteten dieses Vorgehen damals als eine Kampfansage gegen die alternative Lebensform. Denn kurz zuvor war der Bauwagenplatz im Eimsbütteler Paciusweg geräumt worden. In den Wochen später folgten die Bauwagenplätze „Bambule“ im Karoviertel und „Wendebecken“ in Barmbek.

Heute ist das städtische Grundstück immer noch frei. Das Immobilien-Management der Finanzbehörde hat bislang keinen Investor finden können, der dort gemäß Bebauungsplan „störendes und produzierendes Gewerbe“ betreiben will.

Die Besetzung der Freifläche war nicht die erste Aktion dieser Art: Bereits in der Nacht zum Donnerstag besetzte eine Gruppe die vom Abriss bedrohten Gründerzeithäuser in der Breite Straße in Altona. Während Polizisten mit Kettensägen und anderem Werkzeug versuchten, die Tür aufzubrechen, flogen aus dem Haus Farbbeutel, Böller, Holzplatten und andere Einrichtungsgegenstände. Auch ein Feuerlöscher, Heizkörper und eine Tür wurde heruntergeworfen, um die Beamten auf Distanz zu halten. Erst nach mehreren Stunden kamen die Einsatzkräfte in die Gebäude, fünf BesetzerInnen wurden abgeführt.

Die Staatsanwaltschaft prüft nun, ob sie gegen die Festgenommenen Haftbefehl wegen des „dringenden Verdachts des gemeinschaftlichen versuchten Totschlags“ beantragt. Neben dem Staatsschutz ist auch die Mordkommission in die Ermittlungen einbezogen worden, die den Tag über Spuren sicherte.

Die Besetzung war offensichtlich von einer Gruppe autark vorbereitet worden. „Wir wussten nichts von der Aktion, das hat eine Gruppe autonom organisiert“, sagt Peter P. vom Vorbereitungskreis der Squatting Days. „Wir kriegten nur einen Anruf, dass die Besetzung läuft.“

Auch die Initiative Breite Straße, die sich seit Jahren für den Erhalt des Häuser-Ensembles engagiert, sei nach eigenen Angaben in die Aktion nicht eingeweiht worden. Eine Kritik an den Squatting Days, die aus Kreisen des Netzwerks „Recht auf Stadt“ öfter zu hören ist: dass manche Planungen unstrukturiert erscheinen.

Um die Squatting Days hatte es bereits im Vorfeld Querelen gegeben, weil die Stadt den Organisatoren zunächst keine zentrale Fläche für das Camp zur Verfügung stellen wollte. Den Organisatoren war indes an einem geordneten Ablauf des Kongresses gelegen. Man wolle den Camp-Teilnehmern „einen sicheren Ort“ für „inhaltlich vernünftige Diskussionen“ bieten. „Die Besetzungen von öffentlichen Plätzen verschiedener Städte in den letzten Jahren haben gezeigt, dass das Thema in die Öffentlichkeit drängt“, sagte Hanna K. vom Vorbereitungskreis. Am vergangenen Freitag kam mit dem August-Lütgens-Park im Herzen Altonas doch noch eine Einigung zustande.

Am Donnerstag begann dennoch das vielseitige Workshop-Angebot von „Bankenbesetzungen in Catalunyen“ über „Pizzabrot statt Wohnungsnot in Wien“ oder „Squatting als Alternative zum Kapitalismus“ und „Organisierung entlang von Alltagskämpfen“. Höhepunkt ist eine Demonstration am Samstag.

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