Kolumne Kann man das essen?: Energydrink Currywurst Style

Geschmacklich war unsere Autorin auf gesüßtes Wurstwasser mit Taurin eingstellt. Doch es kam anders. Sind die Macher noch bei Bratkartrost?

Einmal geheckselt, bitte. Bild: dpa

„Bratkartoffeln, Bratkartoffeln, immerzu gibt's Bratkartoffeln. Bratkartoffeln mit Melone, Bratkartoffeln mit Zitrone, Bratkartoffeln in Gelee, dazu Bratkartoffeltee.“ An dieses Lied von Grips-Theater-Gründer Volker Ludwig musste ich gerade denken, als ich am Arbeitsplatz eines jungen Kollegen vorbeiging und mein Blick auf eine Dose „Energydrink Currywurst Style“ fiel. Tags zuvor stand dort eine Dose Energydrink Lakritz, der Mann braucht offenbar Abwechslung.

Das kann ich verstehen, denn irgendwie schmecken Energydrinks immer gleich. Wie Red Bull. Insofern eine interessante Idee, den Einheitsbrei etwas aufzumöbeln. Nur: Warum gerade Currywurst? Und nicht Bratkartoffeln mit Speck, Pommes, Crème brulée, Pina Colada oder Ratatouille?

Ein Currywurst-Drink sollte nach gesüßtem Wurstwasser mit Taurin schmecken. Das wäre zumindest konsequent. Deshalb hatte ich vor dem Probieren durchaus Respekt, legte Wert darauf, dass die Dose gut gekühlt ist und dass es dazu Bratkartoffeln gibt. Umso enttäuschender dann der erste Schluck: Red Bull. Von Currywurst keine Spur. Lediglich ein paar Rauch- und Curry-Aromen reingemischt, der Rest bestand aus Zucker und Taurin.

Wie feige!

Erst aufmerksamkeitsheischend eine möglichst bizarre Geschmacksrichtung ausdenken und hoffen, dass deswegen alle darüber reden („Igitt, wer trinkt denn so was?!“). Dann aber keinen Arsch in der Hose haben und alten Wein in neuen Schläuchen verkaufen. Wahrscheinlich aus Angst, das Wurstwasser könnte dann doch nicht so häufig wie gewünscht über die Ladentheke gehen.

So eine tolle Dose kostet ungefähr einen Euro. Ich wende mich mit Grausen und den Worten von Volker Ludwig ab: „Wir sind bratkartoffverloren, Ich krieg Bratkartoffelohren, morgens gibt es Bratkartoast, Seid ihr noch bei Bratkartrost?“

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Jahrgang 1973. Hat nach einer Verlagsbuchhändlerausbildung und Stationen in Hamburg, München und New York Literaturwissenschaft, Publizistik und Kulturwissenschaften in Berlin studiert und bei der Netzeitung gearbeitet. Seit 2008 ist sie bei taz.de und hat 2013 die Leitung des Ressorts zusammen mit Frauke Böger übernommen. Sie schreibt über Medien-, Gesellschaft- und Kulturthemen. Im Mai 2012 erhielt sie den Emma-Journalistinnenpreis für ihre Reportage über die Berliner Macchiato-Mütter.

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