Terrormiliz Islamischer Staat: Vierte westliche Geisel hingerichtet

Erneut veröffentlicht der IS ein Video, auf dem die Enthauptung einer Geisel zu sehen ist. Es handelt sich um einen Briten, der syrischen Flüchtlingen helfen wollte.

Kämpfer des IS an der Grenze zwischen Syrien und dem Irak Bild: dpa

LONDON afp | Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat eine weitere westliche Geisel hingerichtet. Die Extremisten veröffentlichten am Freitag ein Video, das die Enthauptung des Briten Alan Henning zeigt, wie zunächst das auf die Überwachung islamistischer Internetseiten spezialisierte US-Unternehmen Site berichtete. Der britische Premierminister David Cameron bestätigte den „brutalen Mord“ wenig später und kündigte einen anhaltend harten Kampf gegen den IS an.

Das eine Minute und elf Sekunden lange Video trägt den Titel „Eine neue Botschaft an Amerika und seine Verbündeten“ und ist in demselben Stil wie die bisherigen Enthauptungsvideos gehalten, welche die Ermordung von zwei US-Journalisten und einem Briten zeigten. Es beginnt mit einem Bericht über die Sitzung des britischen Parlaments vor einigen Tagen, in der die Beteiligung an Luftangriffen gegen den IS im Irak beschlossen wurde.

Im Anschluss ist Henning kniend in orangefarbenen Häftlingskleidern zu sehen. Neben ihm steht ein maskierter Mann mit einem Kampfmesser in der Hand. Henning sagt in die Kamera, dass er als britischer Staatsbürger für den Parlamentsbeschluss büßen müsse. Der Maskierte, der mit demselben britischen Akzent spricht wie in einem früheren Video, das die Enthauptung des Briten David Haines zeigte, wendet sich daraufhin an Cameron.

„Das Blut von David Haines klebte an Deinen Händen, Cameron“, sagt er und fügt hinzu: „Alan Henning wird auch geschlachtet, aber sein Blut klebt an den Händen des britischen Parlaments.“ Dann tötet der Maskierte Henning. In dem Video wird später außerdem eine weitere US-Geisel, der 24-jährige Peter Kassig, gezeigt. Der Maskierte stößt Drohungen gegen US-Präsident Barack Obama aus, die Geisel bleibt offenbar unversehrt.

Der 47-jährige Henning, Vater zweier jugendlicher Kinder, war im Dezember entführt worden, als er mit einem inoffiziellen Hilfskonvoi auf dem Weg zu einem Flüchtlingslager in Syrien war. Er hatte sich einer Wohltätigkeitsinitiative namens Aid4Syria angeschlossen, weil er Bekannten zufolge vom Leid der Zivilbevölkerung im Bürgerkrieg tief berührt war. Seine Familie in Eccles nahe Manchester ließ er deshalb allein zurück.

Protest in London

Cameron verurteilte am Freitag den „brutalen Mord“ an Henning. Die Tat zeige, „wie barbarisch und abscheulich diese Terroristen sind“. „Wir werden alles tun, um diese Mörder zu erwischen und sie zur Rechenschaft zu ziehen“, erklärte Cameron. Das Außenministerium teilte mit, Hennings Familie solle jede nötige Unterstützung erhalten. Für Samstag kündigten Gegner des britischen Einsatzes gegen den IS einen Protest in London an.

Die USA wollten die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, erklärte Obama in Washington. Zusammen mit den internationalen Partnern werde Washington „entschiedene Maßnahmen ergreifen, um den IS zu schwächen und endgültig zu zerstören“. Der UN-Sicherheitsrat erklärte, das Video sei „eine tragische Erinnerung an die zunehmenden täglichen Gefahren für humanitäre Helfer in Syrien“.

Frankreichs Staatschef François Hollande erklärte, er sei „empört“ über das „abscheuliche Verbrechen“. „Dieses und auch die vorangegangenen Verbrechen werden nicht ungestraft bleiben“, hieß es in einer Mitteilung. Die US-Luftwaffe fliegt seit Anfang August Angriffe auf Stellungen der IS-Miliz im Irak und seit der vergangenen Woche außerdem in Syrien. Unterstützt wird sie dabei von zahlreichen weiteren Ländern.

Die IS-Extremisten hatten zuvor bereits zwei US-Journalisten und einen Briten vor laufender Kamera getötet. Am 19. August stellte der IS ein Video ins Netz, das die Ermordung des US-Journalisten James Foley zeigte. Am 2. September folgte ein Video mit der Ermordung des vor einem Jahr in Nordsyrien verschleppten US-Reporters Steven Sotloff. Mitte vergangenen Monats gaben die Dschihadisten schließlich Haines' Enthauptung bekannt.

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