Kolumne Ökobiz: Kiffen für die Steuern

Tiefenentspannte Leute und große Gewinne: Marihuana ist ein Wachstumsmarkt. Auch die deutsche Wirtschaft würde von Joints made in Germany profitieren.

Auch den US-Amerikanern macht Kiffen Spaß. Bild: Reuters

Es prangte mir auf dem Titel des Nachrichtenmagazins Stern entgegen: „Die bekiffte Republik“. Und ich dachte: wahnsinn, jetzt werden sogar bei Gruner + Jahr schon Joints geraucht. Nur unsere Regierung hat’s noch nicht gecheckt. Nämlich: dass wir hier einen innovativen Wachstumsmarkt haben! Eine Zukunft!

Denn mit dem staatlichen Einstieg ins Drogengeschäft könnte vieles einfacher werden. Beispiel Afrika: weniger ökologische Schäden durch Bergbau, weniger gefährdete Arbeiter, dafür mehr Wohlstand für alle. In Sambia im südlichen Afrika wird gerade darüber diskutiert, Marihuana zu legalisieren, um durch Export hohe Gewinne einzufahren. Die kühne These: Das Bruttoinlandsprodukt wird mithilfe des grünen Business bis zum Jahr 2021 um satte 68 Prozent nach oben schnellen.

Noch ist das alles keine Realität, nach dem Wunsch des grünen Präsidentschaftskandidaten Peter Sinkamba soll es aber so kommen – sollte er im kommenden Januar die Wahl gewinnen. „Der Trend ist eindeutig: Die Welt bewegt sich in Richtung Legalisierung. Wir sollten nicht die Letzten sein“, verkündete Sinkamba zuletzt. Die Antwort der vor allem jungen Bevölkerung: „Legalise!“

So einfach kann das also gehen, sich aus der Abhängigkeit von umweltschädlichen Technologien zu befreien, den Wohlstand zu erhöhen und nebenbei so einigen Bürgern ein paar tiefenentspannte Momente zu ermöglichen.Und was macht unsere „bekiffte Republik“? NICHTS. Dabei hat allein Thüringen angeblich 6.800 ungenutzte Hektar Land übrig. Diese in blühende Marihuana-Landschaften zu verwandeln hätte für unseren Innovationsstandort nur Vorteile.

Nehmen wir uns ein Beispiel an Sambia

Denken Sie nur an die Jobs! Was könnten wir alles machen! Um die Energiewende besser finanzieren zu können, sollten wir auf jeden Fall ordentlich exportieren. Nehmen wir uns ein Beispiel an Sambia – und beglücken wir mit unserem grünen Gold „Made in Germany“ die Welt.

Den neuen Grasreichtum machen uns auch unsere amerikanischen Freunde vor. Denen macht Kiffen bekanntlich immer mehr Spaß, haben es doch erst kürzlich wieder ein paar weitere Bundesstaaten erlaubt. Colorado trägt schon den Beinamen „The highest state“. Obama freut sich derweil über glückliche Bürger, der Fiskus über schöne Steuereinnahmen. Und es wird noch besser: David Yang vom New Yorker Analysehaus IBISWorld prognostiziert für die USA einen Marihuana-Umsatzzuwachs von 63,1 Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar im Jahr 2014. Studien gehen davon aus, dass der Markt bis 2018 auf 10 Milliarden Dollar wachsen wird.

Für uns Exportweltmeister die ideale Chance. Doch jetzt müssen wir uns beeilen, Herr Schäuble, bevor die Afrikaner schneller sind und der Markt verdorben. Dass es allerdings so kommt, ist zu bezweifeln: Der grüne Kandidat in Sambia ist völlig chancenlos, Marihuana bleibt dort also wohl illegal. Da hat Deutschland noch mal Glück gehabt.

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