Neustart des Teilchenbeschleunigers am Cern: Experimente mit der Weltmaschine

Zwei Jahre lang wurde er aufgerüstet. Nun ist der größte Teilchenbeschleuniger der Welt am Cern in der Schweiz wieder angelaufen.

Die 27 Kilometer lange unterirdische Umlaufbahn des Teilchenbeschleunigers am Cern. Bild: ap

GENF dpa | Der größte Teilchenbeschleuniger der Welt ist nach einer umfassenden Modernisierungsphase am Ostersonntag in der Schweiz wieder in Gang gesetzt worden. Wissenschaftler und Physikbegeisterte in aller Welt verfolgten den Neustart für die Suche nach bislang unentdeckten Bausteinen unseres Universums im Live-Blog des Europäischen Kernforschungszentrums (Cern).

„Hier herrscht große Freude, es hat hervorragend geklappt“, sagte Cern-Generaldirektor Rolf-Dieter Heuer der Deutschen Presse-Agentur aus dem Kontrollzentrum in Meyrin bei Genf. „Wir sind alle begeistert, wie schnell jetzt nach über zwei Jahren Bauzeit der erste Teilchenstrahl den Beschleunigerring erfolgreich passiert hat.“

Bis die Teilchenstrahlen in der 27 Kilometer unterirdischen Umlaufbahn des Large Hadron Colliders (LHC) mit der nun erstmals möglichen Kollisionsenergie von 13 Teraelektronenvolt (TeV) – fast doppelt so viel wie bisher – aufeinanderprallen, wird aber noch einige Zeit vergehen. „Wir rechnen mit etwa zwei Monaten“, sagte Heuer. Bis dahin werde die runderneuerte Anlage kalibriert, während die Strahlen stufenweise intensiviert und beschleunigt werden. In den Zerfallsprodukten der Kollisionen suchen die Forscher nach bislang unbekannten oder nur theoretisch vorhergesagten Teilchen.

Drei Jahre nach der sensationellen Entdeckung des Higgs-Teilchens können sich die Forscher dann voraussichtlich im Frühsommer mit der sogenannten Weltmaschine wieder auf die Suche nach Lösungen für Rätsel des elementaren Aufbaus der Welt machen. Sie hoffen unter anderem, erstmals konkrete Beweise für die Existenz Dunkler Materie sowie Informationen über deren Zusammensetzung zu bekommen.

Cern-Chef Heuer rät zur Geduld: Wann es bahnbrechende Erkenntnisse zu einer ganz neuen Physik geben werde, sei nicht absehbar. „Das kann schnell gehen, aber es kann auch sehr lange dauern, ich bin da sehr vorsichtig.“

„Der Neustart des LHC mit deutlich höherer Energie gibt uns die Chance, in neue, unbekannte Regionen vorzustoßen und neue physikalische Phänomene wie zum Beispiel die Dunkle Materie nachzuweisen“, erklärte der Direktor für Teilchenphysik des Deutschen Elektronen-Synchrotons (Desy), Joachim Mnich. „Das löst bei allen beteiligten Teilchenphysikern ein Kribbeln aus.“

Das Desy ist mit rund 150 Mitarbeitern an den Experimenten des Cern beteiligt. Insgesamt gehören rund 1000 deutsche Forscher zu den weltweit Zehntausenden Wissenschaftlern, die in die Experimente mit der „Weltmaschine“ einbezogen sind.

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