Der Frühaufsteher

Für den Tierschutz klingelt bei Horst Plohnke schon um viertel vor fünf der Wecker. Zweimal in der Woche steht er früh morgens vor dem Gelände der Firma „Laboratory of Pharmacology and Toxicology“ (LPT) in Hamburg-Neugraben. Einige Mitarbeiter grüßen, man plaudert über das Wetter oder Fußball. Über ihr Tagwerk diskutierten sie nicht mit ihm, sagt Plohnke – dann herrsche Schweigen.

Vor etwas mehr als einem Jahr hat der 75-Jährige die regelmäßige Mahnwache gegen das Tierversuchslabor mit ins Leben gerufen. Seither steht ein Aktivistengrüppchen vor dem Werksgelände, bei jedem Wetter. Plohnke hat dann ein Plakat dabei: „Moderne Forschung braucht keine Tierversuche“. Davon ist der ehemalige Finanzbeamte überzeugt.

Schon vor seiner Pensionierung war er Mitglied der Initiative „Bürger gegen Tierversuche“. Andere Menschen liebten den HSV, sagt er, sein Herz schlage für Tiere – und von denen verlasse keines das LPT-Labor lebend. Das aber wüssten die wenigsten: Mancher laufe täglich an dem Gelände vorbei, ohne zu wissen, dass sich hinter den Mauern ein Tierversuchslabor verberge. Umso mehr sucht Plohnke allmorgendlich das Gespräch. „Wir tragen die Thematik in die Köpfe der Menschen.“

Etwa drei Millionen Tiere würden jährlich durch Versuche getötet, sagt Plohnke. Dabei gebe es längst Alternativen, wie Biochips oder die Stammzellenforschung. Zudem könne die Bekömmlichkeit toxischer Substanzen nicht 1:1 vom Tier auf den Menschen übertragen werden. „Rund 60.000 Menschen“, sagt der Tierschützer, „sterben jährlich an getesteten Medikamenten.“ Er selbst würde, wenn er krank sei, trotzdem welche nehmen.

Plohnke ärgert, dass die Alternativen nicht stärker subventioniert würden. Freiwillig werde die Forschung kaum auf Tierversuche verzichten, schätzt er, deshalb sei die öffentliche Debatte so wichtig. Horst Plohnke werde seine Mahnwachen fortsetzen, ist seine Frau Dagmar überzeugt: „Damit hört er so schnell nicht auf.“  SARAH MAHLBERG