Editorial zeozwei 01/16: Gutes tun. Aber wie?

Dies ist kein moralphilosophisches, sondern ein konstruktives Heft. Die Frage: Wie lässt sich in der komplizierten Realität Gutes tun?

Bild: Matthias Willi/laif

„Gutes tun” das war lange Jahre ein Begriff, den viele nur ironisch distanziert aussprechen konnten. Selbstverständlich war jeder für das Gute, aber alles schien kompliziert. Und sich mit etwas gemeinmachen, dass am Ende inhaltlich oder ästhetisch doch bedenklich sein könnte? Auf gar keinen Fall. Das wollte niemand.

Und jene, die Gutes taten oder das behaupteten, galten nicht als cool. Es waren die Harald-Schmidt-Jahre. Doch es war klar angesichts der globalen Entwicklungen, des Klimawandels, des Terrors, des Hungers, der Armut und der Flucht: So geht das nicht weiter. Aber es brauchte die Dynamik der Flüchtlingssituation des Jahres 2015, die persönlichen Erfahrungen vor Ort und die Emotionen, um „Gutes tun” neu zu sehen und zu definieren.

Wie unser Autor Klaus Raab schreibt: „Echtes Handeln von echten Menschen bringt echt was. Das ist eine große Erfahrung, die ein relevanter Teil der Gesellschaft in diesem Jahr gemacht hat.” Und dennoch werden Leute immer noch mit Hass und Hohn verfolgt, wenn sie sich engagieren.

Das gilt speziell, wenn man Til Schweiger ist. Warum? Es wird noch komplizierter, wenn man nachhaltig Gutes tun will, aber merkt, dass einem auf Dauer vor lauter Erwerbsarbeit und Familienarbeit nicht genug Zeit bleibt. Dass Flüchtlinge einquartieren einen überfordern würde. Dass man ja was spenden würde, aber unsicher ist, was wirklich etwas bringt.

Das zeozwei-Team (v. l.): Anja Weber, Mathias Königschulte, Peter Unfried, Hanna Gersmann, Miriam Rech, Stefanie Weber.

Dies ist kein moralphilosophisches, sondern ein konstruktives Heft. Die Frage: Wie lässt sich in der komplizierten Realität Gutes tun? Mit einem Scheck, an einem Tag, in einem Jahr, in einem Leben. Und zwar nicht irgendetwas Gutes. Sondern möglichst viel Gutes. Um das zu schaffen, ruft der Oxforder Philosophieprofessor William MacAskill einen radikalen Paradigmenwechsel aus: „Das Herz ist wichtig. Aber um richtig Gutes zu tun, braucht man den Verstand.”

Das passt gut zu zeozwei: Ihr Magazin für Herz und Verstand.