Workshop Nr. 14: Die TeilnehmerInnen

Die TeilnehmerInnen des Workshops „Müll“.

Die TeilnehmerInnen. Bild: Jonas Maron

Bei der Auswahl der TeilnehmerInnen wird darauf geachtet, dass eine interdisziplinäre Gruppe mit unterschiedlichen Vorkenntnissen im Journalismus entsteht. JedeR kann sich bewerben. Die je zehn Frauen und Männer pro Workshoptermin sind zwischen 18 und 28 Jahre alt und kommen aus allen Regionen Deutschlands und aus dem Ausland.

Mazlum Nergiz, 21 Jahre jung und Student der Kulturanthropologie und Religionswissenschaft an der Freien Universität Berlin. Ich habe oft das Gefühl, dass ich nicht so viel kann oder besser gesagt mehr können will, deswegen lade ich mir meistens zu viel auf, um etwas zum Abarbeiten zu haben.

Meistens geht das auch ganz gut, oft stellt sich aber auch die Frage: War das unbedingt nötig oder ist doch nur wieder Müll bei herumgekommen? Dies führt uns ja auch gleich zum eigentlichen Thema: Was sind uns die Dinge und Menschen in unserem Leben eigentlich noch wert?

Wenn du den Eindruck hast, dass alle mehr von dir verlangen und das dieses mehr aber meistens eine große Seifenblase mit viel warmer Luft drinne ist – was zählt dann noch das Geschaffene in diesen Zeiten?

Susanne Faller, ich bin 22 Jahre alt und komme aus dem bayrisch-hessischen Grenzgebiet, quasi dem provinziellen Niemandsland. Derzeit studiere ich an der Goethe-Universität in Frankfurt Germanistik und Medienwissenschaft. Und dann? Am liebsten alles! Journalismus, Fotografie, Reisen und endlich: Großstadtleben.

Coffee to go. Fast Food. Noch ein Paar Schuhe. Zweithandy. Drittwagen. Konsum! Kaufen! Überall, alles, mehrfach, jederzeit! Die Menschheit lebt im Überfluss. Die Schattenseite: Allein in Deutschland jährlich über 450 Kilo Müll pro Kopf, die entsorgt werden müssen. Der Letzte räumt die Erde auf!

Stefan Simon, 26 Jahre alt und Student der Soziologie an der TU Darmstadt. Eine kaufmännische Ausbildung habe ich bereits hinter mir sowie das Vergnügung gehabt, das wunderschöne Kanada als Work & Traveller kennengelernt zu haben. Schreiben ist eine große Leidenschaft für mich, daher möchte ich nach dem Studium journalistisch tätig werden.

Erdbeeren in Plastik. Trauben in Plastik. Fairtrade Bananen in Plastik... Da reden wir von Nachhaltigkeit und Mülltrennung, kaufen jedoch massenhaft Lebensmittel in Plastikpackungen ein. Wir sollten uns dabei die Frage stellen, welche globalen Auswirkungen dieses Konsumverhalten hat.

Marina Hilzinger, ich bin Marina, 24 Jahre alt und in Süddeutschland geboren. Zurzeit lebe und studiere ich in der Schweiz. Im breiten Feld der Sozialwissenschaften verfolge ich das Ziel, etwas über unsere Gesellschaft und ihre Politik zu lernen. Noch ein starkes Jahr werde ich weitere Erkenntnisse sammeln. Dann ist es an der Zeit, etwas daraus zu machen. 

Müll ist so vielseitig wie das Leben. Er kann alles sein: Feststoff, chemischer Stoff, ein Gedanke, Erinnerungen, Kunst und vieles mehr. Einfach alles wurde heute schon einmal als Müll bezeichnet. Dadurch wird offensichtlich: Was des einen Müll, ist des anderen Schatz.

Stefan Korn, 27 Jahre alt, nach einem Magister in Politik und Soziologie in Heidelberg und längerer Zwischenstation in Italien schließlich in Berlin gelandet, wo es sich gut aushalten lässt. Notorisch neugierig, auch beruflich. Schlägt sich in letzter Zeit sogar mit Physik herum, obwohl in der Schule baldmöglichst abgewählt. Wohl gerade deshalb im Journalismus gelandet: Jeden Tag eine neue Herausforderung.

Wann und wo ist was Müll? Für die einen Bedrohung, für die anderen Ressource, Ware, Kulturgut, Kunst? Was machen wir mit den Ausscheidungen unserer Konsumgesellschaft, die (manche) nicht mehr brauchen - wiederverwerten, verbrennen, verstecken, verdrängen? Und: Wer profitiert davon?

Madeleine Hofmann, ich bin 25 Jahre alt und in der mittelfränkischen Provinz bei Würzburg aufgewachsen. Schon allein deshalb hat es mich immer überall dorthin gezogen, wo es mehr als 300 Einwohner gab – zuerst nach Erlangen, dann nach Hamburg, New York und Mexiko.

Als frischgebackene Magister Artium der Politikwissenschaften und der Soziologie hat es mich schließlich nach Berlin verschlagen, wo ich damit kämpfe, bei all den Events und kulturellen Angeboten den Überblick zu behalten und mich bemühe, trotz meines verräterischen fränkischen „Rrrr“, eine echte Kreuzbergerin zu sein.

Müll sieht man in der Hauptstadt eine ganze Menge: Essensreste und Scherben in U-Bahnhöfen, Plastikverpackungen in der Spree und geistiger Abfall an jeder Straßenecke. Aber die Hauptstadt kann auch wiederverwerten: Nicht mehr gebrauchtes auf Flohmärkten, Essensreste beim Foodsharing, Verpackungen als Schmuck und böse Worte als Kunst auf Hate-Poetry-Slams. Wer Müll produziert, sollte ihn auch wegschaffen – oder etwas Kreatives damit anstellen.

Paul Taylan Kilic, mein Name ist Paul Taylan Kilic, 19 Jahre, Sohn türkisch-deutscher Eltern und Urkreuzberger mit Abitur in der Tasche. Im Moment widme ich meine Zeit diversen sozialen Projekten. Ich gebe zum Beispiel Workshops an verschiedenen Berliner Schulen und Jugendzentren oder filme und recherchiere für ein Videoprojekt im Ballhaus Naunynstraße.

Um die Wartezeit auf einen Studienplatz in Berlin zu überbrücken, hoffe ich mich durch eben solche Projekte in den riesigen Irrgarten hineinzufinden, der „Journalismus“ heißt. Ins Ausland möchte ich auch.

Müll ist ein Thema, mit dem ich mich tagtäglich konfrontiert fühle. Es fängt an mit dem lästigen Entsorgen meines Hausmülls, geht weiter mit eifrigen Flaschensammlern auf der Brücke und endet mit gigantischen Müllbergen in der Heimat meiner Freundin.

Sissy Wycisk, 21, mit Leib und Seele Zimmerin im 3. Lehrjahr und seit zwei Jahren in Hamburg. Arbeiten und Reisen als Aktivismus führten und begleiteten mich durch weite Teile Europas, liebstes Transportmittel: mein Daumen. Stets bemüht, persönliche Freiheit in meiner eigenen Realität zu finden und zu empfinden. Kompromisslos in die Perfektion der Natur verliebt, ist Handwerk meine praktischste Form der Weltverbesserung. 

Müll ist das Symbol der Verschwendung. Am weitesten verbreitet? Gedanklicher Müll. Probleme wie Rassismus sind Abfallprodukte einer konsumgeilen Gesellschaft. Müll im Container hinter dem Supermarkt ist daher appetitlicher als der unethische Müll hinter dem Markt. Dafür fehlt noch der Container.

Johannes Vetter,  28 Jahre alt, geboren und aufgewachsen in der mecklenburgischen Provinz und dann über Regensburg, Namibia und Sevilla nach Frankfurt am Main gekommen. Dort schreibe ich derzeit an meiner Masterarbeit zum namibischen Landreformprozess. Der Praktikumsmarathon neben dem Studium hat mich vortrefflich in die Daseinswelten prekär Beschäftigter eingeführt. Und im Grunde fühle ich mich da sogar ganz wohl. Alle reden sie von Nachhaltigkeit. Politfloskel. PR-Sprech. So schön abstrakt, so schön schwammig. Lasst uns doch mal konkret werden: Wohin denn mit den Überresten unserer Verwertungsketten, wohin denn mit dem Müll? Sicher, da brauchen wir nachhaltige Debatten.

Paulina Clauser, 23 Jahre alt. Von Köln aus bin ich in die Welt gestartet. Für ein Jahr hat es mich nach Indien verschlagen, jetzt lebe ich im schönen Wien und studiere Internationale Entwicklung.

Müll ist so wunderbar vielseitig. Unsere Konsum- und Wegwerfgesellschaft produziert ihn in Unmengen. Da wird jeder Keks in der Packung noch mal einzeln verpackt. Das veraltete Smartphone landet beim Elektroschrott und der schippert dann nach Afrika. So sichert Europa auch gleich tausende Arbeitsplätze für arme, hungernde Kinder.

Auch wir StudentInnen versuchen dem Müll etwas abzugewinnen, und so dumpstern wir uns fröhlich von Tonne zu Tonne. Das Paradigma vom grenzenlosen Wachstum ist passé, werfen wir veraltete Denkweisen über Bord und schaffen Raum für neue.

Moritz Lehmann, 25 Jahre alt und wüsste immer noch gerne, was die Welt im Innersten zusammenhält. Naturwissenschaftlich aber leider unbegabt. Studiert deshalb Politik, reicht für diese Zwecke schließlich auch. Zuvor hat er in Nicaragua den Wehrdienst gegen einen Friedensdienst getauscht und dabei erste Erfahrungen mit der Zeitungsschreiberei gemacht. Will davon seither die Finger nicht so recht lassen. 

Produzieren wir zu viel Müll? Kommt ganz darauf an, wen man fragt: Die Kinder auf der Müllkippe in Managua oder die Bürger von Neapel. Manche haben einfach zu viel von allem. Und weil viele von allem zu wenig haben, freuen sich manche auch über das, was andere wegwerfen.

Saskia Hauff, ein 26-jähriges lautstarkes Nordlicht. Momentan wohnhaft in Berlin – vorherige Stationen: Rendsburg, Belgien, Griechenland, Würzburg, Kiel, München, Hamburg. Also kein Kind von Traurigkeit mit jeder Menge Reiselust im Gepäck. Außerdem dabei ein abgeschlossenes Biologie-Bachelor-Studium und verschiedene journalistische Praktika mit dem Ziel: Wissenschaftsjournalismus für Kids.

Müll: Was für den einen Müll ist, ist für den anderen ein kleiner Schatz. Eine Lampe aus alten Eisstielen, ein Tisch aus einer abgenutzten Tür oder die Tasche aus leeren Tetrapacks. Der Kreativität sind beim Recycling keine Grenzen gesetzt.

Konrad Lippert, ich bin 24 Jahre alt, komme aus Leipzig und studiere zurzeit in Hannover Fotojournalismus. In letzter Zeit habe ich mich mit Anti-Atom-Aktivisten, Autoscootern, Messis, Schauspielern und dem Nordirlandkonflikt fotografisch und persönlich auseinandergesetzt.

Nicht nur unsere Umwelt vermüllen wir immer mehr, sondern auch zusehends unsere eigenen Köpfe. Eine Situation wirklich genießen, sich auf eine Sache konzentrieren, die ständige Verfügbarkeit und Alarmbereitschaft durch Handys ignorieren – auch das ist für mich Beseitigung von „Müll“.

Dinah Riese, ich bin Dinah Riese, 23 Jahre alt und studiere Kulturwissenschaften in Frankfurt / Oder. An diese Uni an der polnischen Grenze verschlug es mich, als ich von einem Freiwilligenjahr in Warschau wiederkam.

Es überrascht nicht, dass ich mich im Studium viel mit osteuropäischer Kultur und Geschichte beschäftige. Jetzt war ich aber ein Jahr zum Studium in Istanbul und habe in eine ganz neue Kultur hineingeschnuppert. Zurück in Berlin widme ich mich nun meiner Bachelorarbeit.

Wir schmeißen täglich Dinge weg, ohne darüber nachzudenken. Dabei ist es ein Zeichen unseres Wohlstandes, dass wir überhaupt über solche Mengen von Müll „verfügen“. Dies trifft besonders auf weggeworfene Lebensmittel zu. Bewegungen wie Containern oder Foodsharing widersetzen sich dieser Praxis und setzen ein Zeichen – Müll ist nicht immer Müll.

Lukas Ramsaier, 20-jähriger Neuthüringer, der gerade sein FSJ Kultur beim nichtkommerziellen Radio LOTTE in Weimar absolviert. Zuvor habe ich schon drei Jahre für eine Lokalzeitung im Schwarzwald gearbeitet und war in Jugendmedienverbänden aktiv. „Nebenberuflich“ bin ich ein kleiner Idealist und Weltverbesserer. Ich engagiere mich unter anderem in einer Hilfsorganisation und in einem Umweltverband.

Müll ist für mich mehr als nur der Verpackungsmüll, den wir täglich auf der Straße liegen sehen. Vielmehr ist Müll eine Frage der Definition: Für mich ist es besonders schlimm zu sehen, wie viele Lebensmittel wir täglich als „Müll“ abstempeln. Nur weil sie nicht unseren optischen Standards genügen.   

Marie Neuwald, 23, aus Frankfurt, seit drei Jahren glücklich in Erfurt studierend, Sozialwissenschaft & Kommunikationswissenschaft. Das letzte halbe Jahr genoss ich Studium & Leben im wunderbaren Finnland – grandiose Erfahrung! Erfahrung ist es auch, die ich neben dem (theorielastigen) Studium suche, in der Mitarbeit für einen Medienverein sowie durch ständiges Augen-und-Ohren-offen-halten, es gibt so viel zu entdecken!

Leider nicht nur Schönes – wer genau hinsieht und hört, stößt unweigerlich auf: Müll! Essensmüll, Atommüll, Gedankenmüll usw. – vieles wird (immer) früher oder (weniger) später zu Abfall. Wie ist es zu rechtfertigen, dass 1 Mrd. Menschen unterernährt sind, aber 50% der produzierten Lebensmittel auf der Müllkippe landen?

Jakob Rondthaler, ich bin gelernter Online-Journalist, schreibe am liebsten für die gedruckte Zeitung, 23 Jahre alt und wohne in Münster. Dort studiere ich Politik und Recht und schreibe für die Münstersche Zeitung. Davor habe ich für die Wochenzeitung der Freitag, das Online-Magazin „laut.de“ und als studentische Hilfskraft bei „FAZ.NET“ gearbeitet.

Müll, der gerade in meinem Mülleimer liegt: eine Tüte Chips (leer), eine Zahnbürste (ausgefranst), ein Kronkorken, Fahrscheine, Teebeutel, Taschentücher (benutzt). Müll, der gerade auf meinem Schreibtisch herumliegt: ein Stapel Zeitungen, Rechnungen (bezahlt).

Hanna Krasmann, Geboren in Hannover verbrachte ich nach der Schule ein Jahr in Paris, drei Jahre in Genf und ein halbes Jahr in Kigali. Zurzeit bin ich damit beschäftigt meinen Master in Public Policy und Governance an der University of Manchester abzuschließen.

Verfasse ein kurzes Statement zum Workshopthema „Müll“!  Hm? Abfall als Statement? Nun gut. Lassen wir makropolitische Überlegungen à la „Schrott als Symbol einer globalisierten Welt“ oder „Ramsch als Zeichen des keynesianischen Wohlfahrtsstaates“ mal außen vor. Der Müll eines Individuums kann Bände über dessen Erzeuger sprechen. Hier geht es um mehr als nur Konsumverhalten. Du bist nicht nur was du isst, sondern auch was du wegwirfst!

Nadine Hackemer, 26 Jahre alt und in Nürnberg geboren, ging es nach dem Abitur auf in die  Welt, um dann in der niederbayerischen Dreiflüssestadt Passau zu landen.  Einen Teil meines Studiums der Kulturwirtschaft habe ich dort, den anderen in Brasilien absolviert.

Seither hat mich mein Weg über Stationen bei der Passauer Neuen Presse, audimax - der Hochschulzeitschrift sowie der Friedrich Ebert Stiftung nunmehr nach München zum SZ-Magazin geführt. Ob Online oder Print, ich arbeite gerne interdisziplinär und crossmedial.

Seit meiner Geburt bis zum heutigen Tag habe ich bereits etwa 11,8 Tonnen Müll produziert. Jährlich fällt pro Kopf in den deutschen Haushalten rund eine halbe Tonne Abfall an. Die Müllentsorgung gilt als eines der größten Umweltprobleme des 21. Jahrhunderts.

Allein der Plastikmüll in den Ozeanen hat verheerende Konsequenzen für die Umwelt. Zusätzlich ist die Frage nach einer sicheren Endlagerung für Atommüll, eine der dringlichsten der Gegenwart und Zukunft. Zeit Lösungen zu finden.

Friedrich Göring, ich bin 23 Jahre alt und Student der Politik- und Kommunikationswissenschaften in Erfurt. In die alte Heimat wollte ich eigentlich nie zurück, doch dann kam ein Job im Künstlermanagement und viel wichtiger, meine Familie mit der kleinen Frieda dazu. Da bin ich gern grün im Herzen Deutschlands.

Unser Müll ist gut versteckt. In schwarzen, gelben und braunen Tonnen, in Containern im Zwischenlager, im Kopf... Aus den Augen aus dem Sinn. Ist das verantwortungsvoll, oder müssen wir da doch mal tiefer bohren?