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Kofi Camino
[Re]: Mit Genetik haben solche Befunde nichts zu tun. Das kann man allein daran sehen, dass es in anderen Staaten ja auch möglich ist. Ich komme selbst aus einem Nicht-Akademiker-Haushalt und habe trotz meines Studiewunsches knallharte Barrieren gespürt. Vorurteile aufgrund von unklaren Vorstellungen und Sorgen. Nichtakademiker fürchten ihren Kindern im unbekannten Terrain nicht helfen können, dass es zu teuer ist und - da sind wir bei Ihrem Argument - dass das eigene Kind bei allen guten Noten ja doch ihr Kind ist und dahe nicht so oberschlau wird die Tochter des Arztes oder der Sohn vom Lehrer sein kann. Mir wurde schon früh klar gemacht, dass für mich eine Berufsausbildung vorgesehen ist und nur durch den Kontakt zu anderen Schülern mit Studienwunsch und deren Eltern, die das unterstützten (meist Akademiker) konnte ich sehen, dass ich in einer bubble falschen Vorstellungen und Ängsten unterworfen wurde. Ich glaube, dass es oft so ist, dass gebildete Menschen ihren Kindern selbstverständlich Abitur und Studium ermöglichen und das sogar fördern, wenn nicht sogar erzwingen (was natürlich nicht in Ordnung ist), während das bei Nichtakademikern statistisch nicht so häufig der Fall ist.
Insofern unterstütze ich längeres gemeinsames lernen.
Ein Kind, dass nach 4 Jahren Schulzeit auf eine Realschule geschickt wird, muss sehr viel Stoff nachholen um Abi zu machen. Und da der Anspruch dort geringer ist als auf einem Gymnasium, ist der Anspruch an sich selbst auch geringer. Ich hab das hinter mir und bin überzeugt davon, dass mein Notendurchschnitt sich unabhängig von der Schulformen gleich eingependelt hätte. Denn meine Noten auf der Realschule waren schlechter als im Studium, obwohl der Stoff einfacher und das Gehirn jünger war.
Ob nach vier oder sechs Jahren, ob mit 10 oder 12, die Trennung der Schüler*innen und deren Einstufung in durchgängig allen Fächern auf ein Niveau ist hochproblematisch für Chancengleichheit. Genetik ist bei dem Lernniveau absolut vernachlässigbar.
zum BeitragKofi Camino
[Re]: So wie Sie kann man auch die Verantwortung für das Problem auf die Betroffene benachteiligte Gruppe abwälzen. Es ist ja auch nicht so, dass die Mutter sonst schon alles organisieren und entscheiden muss, was mit dem Kind zusammenhängt. Selbstverständlich ist das Problem komplexer als einfach nur im Unwillen der Väter zu begründen, sondern neben diesem auch in anreizsystemen wie das Ehegattensplitting, in traditionellen Gewohnheiten und sicherlich mag es auch Mütter geben, die nicht loslassen können und in ihrer Rolle aufgehen. Doch so wie Sie das hier darstellen ist es zu einfach. Ähnlich wie bei care Arbeit im allgemeinen und im Haushalt gibt es immer wieder in heterobeziehungen rollbacks zur traditionellen Arbeitsteilung, selbst wenn man mit progressiven Vorsätzen zusammenzieht. Beim Haushalt wird es wohl kaum mit dem „ nicht loslassen können“ Zusammenhängen. Im Gegenteil: es lohnt sich finanziell einfach mehr, wenn eine Person viel verdient als wenn zweie mediumviel verdienen, weil ehegattensplitting.
zum BeitragWo ich aber ein bisschen zustimme, ist bei den Erwartungen an Mütter, die teils auch von Müttern reproduziert werden.
Eine Bekannte von mir pumpt ab und zu Milch ab, damit sie alle drei Wochen auch mal wieder abends mit Freunden weggehen kann. Sie stillt also nicht nur direkt sondern ermöglichtes auch dem Partner das füttern. Anderen Müttern gegenüber verschweigt sie dies aber, weil es als normativ als falsch angesehen wird so etwas zu tun. Die Kultur der alles umsorgenden 24/7 Mutter ist in Deutschland noch zu groß und Abweichungen werden sanktioniert. Das ist in anderen Ländern nicht so. Aber auch das kann man nicht nur auf Mütter schieben. Große Teile der Gesellschaft haben dieses Mutterbild, dass auch von den nazis groß gemacht wurde, und - können dieses einfach nicht loslassen.
Also loslassen ja, aber nicht Mann, nicht Kind, sondern verkrustete Mütter-, Frauen-, Menschenbilder!