+++ Nachrichten im Nahostkrieg +++: Evakuierung aus Rafah ausgeweitet

Nach der Ausweitung der Evakuierungsanordnung für Rafah hat Israel seine Angriffe auf die Stadt fortgesetzt. Laut Hamas ist eine weitere Geisel gestorben.

Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen in einem großen Waagen voller Sachen.

Bereits 300.000 Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen sind aus Rafah geflohen Foto: Hatem Khaled/reuters

Israel setzt Luftangriffe auf Rafah im Süden des Gazastreifens fort

Nach der Ausweitung einer Evakuierungsanordnung für Rafah hat Israel seine Angriffe auf die Stadt im südlichen Gazastreifen am Sonntag fortgesetzt. Augenzeugen berichteten von Luftangriffen nahe des Grenzübergangs zu Ägypten, Bilder der Nachrichtenagentur AFP zeigten, wie Rauch über der Stadt aufstieg. Die Operationen der israelischen Armee in Rafah seien „begrenzt“ und „konzentrieren sich auf taktische Vorstöße“, erklärte die Armee. „Dicht besiedelte Gebiete“ würden vermieden.

Am Samstag hatte die Armee den Radius der Evakuierung erweitert. Die Armee rief die Bewohner von Rafah auf, Gebiete im Osten und im Zentrum der Stadt „unverzüglich“ zu verlassen. Schon am Montag waren die Bewohner von Ost-Rafah zum Verlassen des Gebiets aufgefordert worden. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hält ungeachtet des internationalen Drucks an den Plänen zu einer Bodenoffensive in Rafah fest.

Die Armee habe „Dutzende Terroristen im Osten Rafahs eliminiert“, sagte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari am Samstag. Die Soldaten kämpfen nach Armeeangaben am Grenzübergang gegen „bewaffnete Terroristen“. Demnach fanden die Truppen „zahlreiche unterirdische Tunnelschächte“.

Israel sieht Rafah als die letzte Bastion der radikalislamischen Hamas. Der Einsatz zielt israelischen Angaben zufolge zudem darauf ab, die dort vermuteten Geiseln aus der Gewalt der Hamas zu befreien. In der Grenzstadt zu Ägypten haben mehr als eine Million Menschen Zuflucht vor den Kämpfen gesucht.

Die Zivilschutzbehörde im von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Gazastreifen erklärte unterdessen am Sonntag, dass zwei Ärzte bei einem israelischen Luftangriff auf die Stadt Deir al-Balah im Zentrum des Palästinensergebiets getötet worden seien. Bei den beiden Ärzten handele es sich um einen Vater und seinen Sohn. (afp)

Hamas: Britisch-israelische Geisel in Video ist tot

Die in einem am Samstag veröffentlichten Video gezeigte britisch-israelische Geisel ist nach Angaben des bewaffneten Arms der Hamas tot. „Nadav Popplewell, ein britischer Staatsbürger, ist heute gestorben, nachdem er vor einem Monat (durch zionistische Luftangriffe) schwer verletzt worden war“, hieß es in einem weiteren, später im Onlinedienst Telegram veröffentlichten Video. Popplewells Gesundheitszustand habe sich verschlechtert, „weil er keine intensive medizinische Versorgung erhalten habe, da der Feind die Krankenhäuser im Gazastreifen zerstört hat“, sagte der Sprecher der Essedine al-Kassam-Brigaden, Abu Obeida.

Zuvor hatte eine auf Telegram veröffentlichte Elf-Sekunden-Aufnahme einen abgemagerten Mann mit geschwollenem Auge vor einer weiß gekachelten Wand gezeigt, der offenbar unter Zwang spricht. In einem Text darunter war zu lesen: „Die Zeit läuft ab. Eure Regierung lügt.“ Vertreter der Geiseln identifizierten den Mann als den 51-jährige Popplewell aus dem Kibbuz Nirim im Süden Israels.

In der später veröffentlichten offenbar kompletten Version des Videos, aus dem der Elf-Sekunden-Clip stammt, wurde dann der Tod der Geisel bekannt gegeben. AFP konnte die Echtheit des Videos zunächst nicht überprüfen. Die Hamas hatte in der Vergangenheit ähnliche Geisel-Videos veröffentlicht, zuletzt im April. Israel verurteilt diese Veröffentlichungen als psychologische Kriegsführung.

Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari erwähnte Popplewell in einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz nicht, betonte aber, dass die Truppen „auf dem Schlachtfeld“ alles dafür täten, die Geiseln nach Hause zu bringen. Die Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas über einen Waffenstillstand im Gazastreifen und eine Freilassung der Geiseln waren bisher erfolglos. Die Delegationen der Vermittlerstaaten Ägypten, Katar und USA reisten am Donnerstag ohne Einigung aus Kairo ab. (afp)

Biden: Bei Geiselfreilassung wäre Feuerpause im Gazastreifen „morgen“ möglich

Nach den Worten von US-Präsident Joe Biden wäre eine Waffenruhe im Krieg zwischen Israel und der Hamas bereits „morgen“ möglich, wenn die radikalislamische Palästinenserorganisation die israelischen Geiseln freiließe. „Es würde morgen einen Waffenstillstand geben, wenn die Hamas die Geiseln freilässt“, sagte Biden am Samstag bei einer Benefizveranstaltung in der Nähe von Seattle. Israel habe gesagt, nun komme es auf die Hamas an, betonte Biden. Wenn die Hamas es wolle, „könnten wir es morgen beenden und der Waffenstillstand würde morgen beginnen“, sagte er vor etwa 100 Zuhörern.

Biden hatte am Mittwoch (Ortszeit) Israel im Falle einer Großoffensive in Rafah im Süden des Gazastreifens mit Waffenstopps gedroht. Sollte Israel nach Rafah vordringen, „liefere ich nicht die Waffen“, die im Vorgehen gegen andere Städte eingesetzt worden seien, sagte Biden in einem Interview mit dem Sender CNN. Dabei bezog er sich unter anderem auf Artilleriegranaten.

Israel hält ungeachtet internationaler Kritik an seinen Plänen für eine Bodenoffensive in Rafah fest. Aktuell haben in der Grenzstadt zu Ägypten mehr als eine Million Menschen Zuflucht vor den Kämpfen gesucht. Israel bezeichnet die Stadt im Süden des Gazastreifens als letzte verbliebene Hochburg der Hamas und vermutet dort zudem weitere Geiseln.

Angesichts der geplanten Militäroffensive hatte die israelische Armee die Bewohner von Ost-Rafah am Montag zum Verlassen des Gebiets aufgefordert. Seit Montag sind nach Angaben der israelischen Armee 300.000 Menschen in Rafah der Aufforderung gefolgt, die Stadt in Richtung einer „humanitären Zone“ zu verlassen. (afp)

EU-Ratspräsident Michel: Israelischer Evakuierungsaufruf für Rafah „inakzeptabel“

EU-Ratspräsident Charles Michel hat die von Israel angeordnete Evakuierung der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen als „inakzeptabel“ bezeichnet. „Die Evakuierungsbefehle für die in Rafah eingeschlossenen Zivilisten in unsichere Zonen sind inakzeptabel“, erklärte Michel am Samstag im Onlinedienst X. „Wir rufen die israelische Regierung auf, das humanitäre Völkerrecht zu respektieren und fordern sie auf, keine Bodenoperation in Rafah durchzuführen“, fügte er hinzu.

Die israelische Armee hatte am Montag die Bewohner von Ost-Rafah zum Verlassen des Gebiets aufgefordert. Israel hält ungeachtet internationaler Kritik an einem Militäreinsatz in Rafah fest, das es als die letzte Bastion der radikalislamischen Hamas bezeichnet. In der Grenzstadt zu Ägypten haben mehr als eine Million Menschen Zuflucht vor den Kämpfen gesucht. Seit Montag sind nach Angaben der israelischen Armee 300.000 Menschen in Rafah der Aufforderung gefolgt, die Stadt in Richtung einer „humanitären Zone“ zu verlassen.

Michel forderte zudem, die Grenzübergänge müssten „voll funktionsfähig sein, damit die lebenswichtige humanitäre Hilfe inmitten der grassierenden Hungersnot“ die Menschen erreichen kann. Außerdem rief der EU-Ratspräsident dazu auf, die Bemühungen mit Ziel eines dauerhaften Waffenstillstands fortzusetzen. (afp)

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