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US-Zölle auf chinesische GüterAngst vor dem China-Schock

Kai Schöneberg
Kommentar von Kai Schöneberg

Die Einfuhrzölle in den USA könnten China auf den EU-Markt drängen lassen. Wichtig sind künftig frühe Absprachen zwischen Washington und Brüssel.

Messe Autochina im April in Peking Foto: Ng Han Guan/ap

J oe Biden spielt im US-Wahlkampf America First gegenüber Peking – und hebt die Zölle für Halbleiter, Mineralien oder Lithium-Ionen-Batterien aus China rasant an, um den heimischen Markt und die Jobs dort zu schützen. Für Elektroautos werden sie sogar auf 100 Prozent vervierfacht. Der Präsident pfeift dabei – wie China – einfach auf fairen Welthandel. Für Deutschland und die EU heißt das: Aufwachen! Vorsicht, sonst könnte Old Europe im Handelskonflikt der Weltmächte zermahlen werden.

Nach jahrzehntelangem China-Boom droht insbesondere dem stark mit Fernost verflochtenen Deutschland der China-Schock. Ursache ist die 2015 in Peking beschlossene „Made in China“-Strategie. Damals wollte das Riesenreich nicht mehr Werkbank der Welt sein, sondern selbst in zehn Jahren Marktführer bei Hightech sein, also 2025. Bei Maschinen, Chemikalien und Elektrik sind chinesische Exporteure auf dem Weltmarkt nun schon erfolgreicher als deutsche.

Bei Batterien, Robotik, Drohnen und Brennstoffzellen haben chinesische Firmen bereits stark auf-, vielfach auch überholt. Eines der wenig zimperlichen Pekinger Vorgehensmuster zeigt sich derzeit im Solarsektor: Hier fluten von der KP gepäppelte Firmen Europa mit Dumpingpreisen – hiesige Firmen gehen reihenweise in die Knie. Bei E-Autos stoßen staatliche chinesische Hersteller in die von den europäischen Marken gelassenen Lücken. Insbesondere bei den kleineren Stromern droht eine Importwelle.

Die jüngsten US-Maßnahmen verschärfen diese Tendenz. Beispiel: Autos aus China, die wegen der Kampfzölle nicht in den USA verkauft werden können, drängen nach Europa. Und die zuständige EU-Kommission? Prüft. Brüssel untersucht seit Monaten höhere Zölle für kleinere E-Fahrzeuge aus der Volksrepublik. Ähnlich bei chinesischen Solar- und Windkraftanlagen. Angesichts der Wucht der von den USA beschlossenen Zöllen wirkt das fast hilflos.

Am wichtigsten ist nun, sich mit Washington auf ein künftig abgestimmtes Vorgehen zu einigen. Und nicht wieder Opfer der nächsten, von der US-Innenpolitik motivierten Aktion werden.

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Kai Schöneberg
Ressortleiter Wirtschaft und Umwelt
Hat in Bonn und Berlin Wirtschaftsgeschichte, Spanisch und Politik studiert. Ausbildung bei der Burda Journalistenschule. Von 2001 bis 2009 Redakteur in Bremen und Niedersachsen-Korrespondent der taz. Dann Financial Times Deutschland, unter anderem als Redakteur der Seite 1. Seit 2012 wieder bei der taz als Leiter des Ressorts Wirtschaft + Umwelt, seit August 2024 im Sabbatical.
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6 Kommentare

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  • China MUSS exportieren, weil sie eine zu hohe Produktionskapzität geplant haben, die nach der Immobilienkrise nicht mehr im Land abzusetzen ist.

    Wenn die USA jetzt schwieriger werden als Markt (wenn das überhaupt geklappt hätte), dann wird die EU natürlich mit noch niedrigeren Preisen geködert.

    Es geht nicht mehr um Gewinne und Märkte, sondern nur noch um Schadenbegrenzung. Also jeder Euro, der eingenommen wird, ist wichtig.

    Dass diese Generation Fahrzeuge eine Totgeburt wird scheint hoch wahrscheinlich,



    denn wer will schon Fahrzeuge mit extrem unsicherer Ersatzteilversorgung und Service kaufen? Im Extremfall fällt ein Teil aus und die Kiste steht Wochen und Monate - denn es kann gut sein, dass der entsprechende Hersteller inzwischen insolvent ist.

  • Absprache mit Washington? "Usa first!" war schon immer die Devise. Mit einem solchen Partner ist eine Absprache grundsätzlich schwer, weil dieser sich nur an Absprachen hält, solange ihm diese nützen.

    Ob wir unsere Hersteller wirklich schönen müssen, nachdem diese eklatante Fehler begangen haben... Und wir doch wirklich preiswerte kleinen E Autos dringend brauchen...

    Wenn China zu viel subventioniert dann gleichen wir das eben aus ... Es geht hier immerhin um Investitionen in Technologien, die nach jetzigem Wissensstand den Planeten retten sollen. Solar Batterie, Wind, usw.

  • "Insbesondere bei den kleineren Stromern droht eine Importwelle."

    Ja bitte! Da sich unsere Hersteller beharrlich weigern und wohl technisch auch zu rückständig sind, bezahlbare E-Autos für Normalbürger auf den Markt zu bringen, brauchen wir dringend diese chinesischen Autos. Für eine ernsthafte Verkehrswende sind sie ein wichtiger Baustein.

    Und ich bin bestimmt nicht die Einzige, die darauf wartet, eine Alternative für meinen Verbrenner zu finden, die ich auch bezahlen kann.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Meiner Erfahrung nach können die Chinesen sogar eine akzeptable Qualität produzieren, wenn man es ihnen "richtig" erklärt.

      • @Erfahrungssammler:

        Bei E-Autos brauchen sie unsere Besserwisserei nicht 😁

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Das sieht der eine oder andere, der sich eingehend damit beschäftigt hat, allerdings anders.